Rezension

Dichter Reihenauftakt

Quicksilver - Neal Stephenson

Quicksilver
von Neal Stephenson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Roman über Geschichte, Abenteuer, Wissenschaft, Erfindungen, Lemon, Absurdität, Piraten, Wahnsinn, Tod und Alchemie, der den Leser über Kontinente und durch die Jahrzehnte führt und der den Aufstieg und Fall von Königen, Armeen, Religionen und Hoffnungen schildert. Eine außergewöhnliche Epoche und deren turbulente Ereignisse werden lebendig - in einem historischen Epos mit Samuel Pepys, Isaac Newton, Wilhelm von Oranje, Benjamin Franklin und König Ludwig XIV.

Das Buch ist eigentlich eins, von dem Leser nur träumen können, denn es scheint einfach nicht zu enden. Damit will ich keineswegs sagen, dass es langweilig war, im Gegenteil. Es wurde mit jeder Seite spannender und beim Ende musste ich schimpfen, weil das Buch mit seinem sehr offenen Ende mir zu sehr den Reihenauftakt raushängen lässt. Und das nach über 900 Seiten.
Wenn man von Reclams absieht (die aber gleichzeitig meist kleiner und handlicher sind), ist "Quicksilver" das am Kleinsten gedruckte Buch, das ich je gelesen habe. Bis man auch nur ein einziges Mal umblättern muss, hat man ein halbes Abenteuer gelesen und mehr Ereignisse, als ein anderer Roman in 5 Seiten reinpacken würde.
Und es wiegt bestimmt ein halbes Kilo. Mindestens.

Wer Bücher mag, die vollgepackt sind mit historischen Tatsachen und aus denen man nicht einfach nur eine spannende Geschichte und vergnügliche Lesestunden (bzw. sogar bei meinem flotten Lesetempo eher Wochen) ziehen kann, der wird das Buch lieben. Ich glaube, ich hätte aus keinem tausendseitigen Sachbuch über Geschichte, Religion, Ökomie etc. von Europa auch nur annähernd so viel über das Zeitalter des Barock gelernt, wie aus diesem Roman. Wow.

Natürlich sind etliche Personen und einige weitere Kleinigkeiten fiktiv, aber das hält nicht davon ab, in diesem Buch einen großartigen histroschen Roman zu sehen, der die Seele einer Epoche abbildet.

Insgesamt gibt es vier Personen, aus deren Perspektiven direkt erzählt wird: Daniel Waterhouse ist ein Puritaner und Sohn eines radikalen Sektierers, gleichzeitig jedoch ein neugieriger Mensch und einer der ersten Mitglieder der "Royal Society". Enoch der Rote ist nur am Anfang ganz kurz Protagonist und erzählende Stimme, kommt jedoch wie ein roter Faden immer wieder im ganzen Buch vor (fehlt jedoch kurioserweise in der Personenliste am Ende des Buches), über ihn erfährt man nie sehr viel. Jack Shaftoe ist ein Vagabund, wie er im Buche steht. Eliza ist eine Europäerin, die von Türken als Sklavin gehalten wird.
Diese Gestalten könnten unterschiedlicher nicht sein und entsprechend bieten sie Einblicke in die faszinierendsten Facetten der damaligen Zeit...

Band 2: The Confusion
Band 3: The System of the World

Kommentare

Britta Röder kommentierte am 12. März 2014 um 20:26

Klingt in der Tat nach einer vielseitigen und sehr umfassenden Lektüre. Danke für deine ausführliche Rezi.

Evanesca Feuerblut kommentierte am 12. März 2014 um 20:30

Ich rezensiere gern :).
Sonst sind meine Rezensionen immer viel kürzer (außer ich verreiße), aber dieses Buch war so dick und hat mich so lange begleitet und war gleichzeitig so dicht gepackt mit allem Möglichen, das ich erwähnen musste...

Erwähnenswert wäre noch, dass es nicht immer ganz einfaches Englisch ist. Da wird schon mal ein wissenschaftlicher Disput in der Royal Society wiedergegeben, dem man recht konzentriert folgen muss.

Aber wer sich für den Barock interessiert, für den ist das eine Schatztruhe :).
Auf jeden Fall will ich jetzt die nächsten Bände lesen und bin frustriert, dass ich es nicht kann (hab erst zu spät mitbekommen, dass es eine Trilogie ist)