Rezension

Die Autorin kann es eindeutig besser

Zimmer in Aussicht - Wiebke Lorenz

Zimmer in Aussicht
von Wiebke Lorenz

Bewertet mit 2.5 Sternen

Momentan bin ich ein bisschen im Kurzgeschichten-Fieber. Zwischendurch brauche ich einfach die kleinen Geschichten, die dafür sorgen, dass ich für ein paar Minuten abschalten kann. Da ich Wiebke Lorenz als Autorin sehr schätze und bereits viele Bücher von ihr - u.a. auch als ihr Pseudonym Anne Hertz - gelesen habe, war ich auf ihre Kurzgeschichte "Zimmer in Aussicht" besonders gespannt. Leider war ich am Ende dann doch eher enttäuscht.

"Zimmer in Aussicht" gibt es sowohl als Kurzgeschichte einzeln zu kaufen, als auch in der Chick-Lit Anthologie "Anne Hertz & Friends". Der Schreibstil der Autorin ist mir bereits seit einiger Zeit bekannt, von daher bin ich froh, dass sie diesem auch bei der Kurzgeschichte treu geblieben ist. Die Geschichte liest sich leicht und humorvoll, die Figuren werden trotz der Kürze der Handlung gut beschrieben und auch die wenigen Dialoge konnten mich zum Teil unterhalten. Dennoch gibt es einen großen Kritikpunkt, über den ich nicht hinwegsehen kann:

Die Geschichte ist zwar an sich wirklich nett, allerdings gefällt mir Alexandra als Protagonistin leider überhaupt nicht. Obwohl sie am Anfang als unabhängige Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht, dargestellt wird, verpuffte dieser Eindruck relativ schnell. Sie möchte als Single in den Urlaub fliegen und scheitert dabei bei einigen Reisebüros, die lediglich Pärchenreisen zu vergeben haben, als sie dann endlich einen Schalter findet, der ihr auch eine Singles-Reise anbieten kann, ist sie gleich so dankbar, dass sie jedes Angebot annimmt, ohne dabei großartig auf den Preis und auf die Unterkunft zu achten. Es ist von daher kein Wunder, dass Alexandra bei so einem Verhalten in der schlimmsten Unterbringung überhaupt einchecken muss. So viel Naivität passt gar nicht zu ihr, sodass die Protagonistin bei mir immer mehr an Glaubwürdigkeit verloren hat.

Auch das Ende fand ich eher mittelmäßig, denn die Art und Weise, wie Alexandra letztendlich an ihr Ziel kommt, ist reine Geschmacksache und man muss sich fragen, ob dies wirklich die richtige Art und Weise ist. Für mich blieb ein fader Beigeschmack, sodass ich die Geschichte leider immer weniger mochte und sie nach nur wenigen Stunden fast schon wieder vollständig vergessen war.

Das Cover ist hübsch anzusehen, passt aber optisch rein gar nicht zur Geschichte. Dies ist jedoch nicht unbedingt ein großer Kritikpunkt, da das Cover dem Buch "Anne Hertz & Friends" angepasst ist. Die Kurzbeschreibung hat mich zwar nicht direkt angesprochen, allerdings war diese dennoch so gut geschrieben, dass ich am Ende doch noch neugierig wurde.

Insgesamt ist "Zimmer in Aussicht" eine Kurzgeschichte, die gut anfängt, aber auch stark nachlässt, sodass ich am Ende aufgrund der unsympathischen Protagonistin leider nicht wirklich unterhalten wurde. Wiebke Lorenz kann es eindeutig besser, sodass ich die Autorin empfehlen kann, ihre Kurzgeschichte jedoch nicht. Schade!