Rezension

Die Besteigung des Rum Doodle

Die Besteigung des Rum Doodle - William E. Bowman

Die Besteigung des Rum Doodle
von William E. Bowman

Kennen Sie den Rum Doodle, diesen 40.000 ½ Fuß (12.192 m) hohen Berg im Lande Yogistan im Himalaya, gelegen direkt neben dem Rankling La? Dies ist der höchste Berg der Welt, und keinesfalls, wie irrtümlich behauptet wird, der Mount Everest. Sieben Engländer machen sich auf, um ihn zu besteigen. Eine Expedition in den Wahnsinn, der dieser Bericht gewidmet ist!

1956, drei Jahre nach der Erstbesteigung des Mount Everest, erschien „The Ascent of Rum Doodle“in Großbritannien. Der Autor, William E. Bowman, war englischer Bauingenieur, ein passionierter Wanderer, der die Insel zuvor aber niemals verlassen hatte und der „Die Besteigung des Rum Doodle“ als Parodie auf alle glorifizierenden Expeditionsberichte seiner Zeit schrieb.

Denn die  Besteiger des Rum Doodle passen so gar nicht in das Schema der furchtlosen Helden jener Zeit:

Der Expeditionsleiter, mit der Zusammenstellung des Teams beauftragt, engagiert denn dann auch sehr britische Gentlemen. Zu dieser sechsköpfigen Expedition gehören ein Wissenschaftler, der das Schmelzverhalten von Eis in der Höhe untersucht, ein Navigator, der sich ständig verläuft und von den anderen gesucht werden muss , ein Arzt, der Höhentaubheit oder Basislager-Trägheit diagnostiziert, ein Hauptkletterer, der unter Antriebslosigkeit leidet, ein Übersetzer, der der Sprache der Einheimischen nicht mächtig ist und deshalb 30.000 statt 3.000 Träger engagiert. Dazu ein yogistanischer Koch, der nur ungenießbare Gerichte kocht und vor dem nur die Flucht nach oben Rettung verspricht .

Sehr bald zeigt sich, dass keiner von ihnen seiner Aufgabe gewachsen ist. Und obwohl eigentlich, zumindest oberflächlich betrachtet, alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Besteigung gegeben sind, geraten  die Expeditionsmitglieder mehrfach in Gefahr  indem sie in Gletscherspalten stürzen oder sich verirren. Trotzdem gelingt es immer sie zu retten und mit Champagner zu behandeln.

Dieser satirische Roman ist nicht nur für Bergsteiger und Wanderer, vielmehr  für alle, die Ironie und britischen Humor vom Feinsten gepaart mit einer aufs Korn genommene Gruppendynamik schätzen.  Bislang noch ein Geheimtipp, was hoffentlich nicht mehr lange so bleibt.

Kommentare

stinghead kommentierte am 24. September 2014 um 11:13

Ein großartiger satirischer Roman, der besonders in der Hörbuchfassung mit Jürgen von der Lippe ein Garant für ununterbrochene Lachtränen ist. Unnachahmlich, wie der Expeditionsleiter aus jeder Katastrophe, jedem Streit und jedem Malheur etwas Positives für die Expedition zieht. Mit rosaroter Brille schildert er aus seiner Perspektive eine völlig misslungene Expedition auf den höchsten Berg der Welt, bei der keiner der Expeditionsteilnehmer zu irgendetwas zu gebrauchen ist - als Heldensaga. Das muss man erstmal schaffen.

Nachdem wir diese Buch gehört haben, leiten wir übrigens jede nichtssagende Phrase mit den Worten ein "oder wie Totta schrieb: ..."

Wer immer diese Buch oder Hörbuch in die Finger bekommt: LESEN oder HÖREN!!!