Rezension

Die Dichter agieren zu kopflos

Die Affäre Carambol - Stefan Lehnberg

Die Affäre Carambol
von Stefan Lehnberg

Bewertet mit 3 Sternen

Als die Dichter Schiller und Goethe auf der Durchreise in Franckfurth halt machen, werden sie um Hilfe gebeten. Zwei Hofräte sind unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, und die restlichen fürchten nun den Tod.

"Die Affäre Carambol" ist bereits der zweite Krimi um die beiden berühmten Dichter. Ich kenne den ersten Band nicht, konnte der Handlung aber problemlos folgen.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Schiller in der Vergangenheit erzählt. Dieser bleibt dabei, wie auch sein Freund Goethe, ziemlich blass, die einzige Eigenschaft, die mit während der Lektüre aufgefallen ist, war eine gewisse Tollpatschigkeit. Sonst schien er ein Mensch ohne grosse Ziele, Wünsche oder Gefühle zu sein. Wieso sich der Autor ausgerechnet die beiden weltberühmten Dichter als Protagonisten ausgesucht hat, wurde mir während der Lektüre nicht wirklich klar. Man hätte die Namen auch mit Meier und Müller austauschen können, wirklich etwas geändert hätte sich an der Geschichte nicht.

Entgegen meinen Erwartungen handelte es sich bei den beiden Dichter-Detektiven nicht um die Sorte Ermittler, die ruhig und überlegt an die Lösung des Kriminalfalls herangingen und ihn mittels Nachdenken lösten. Nein, die beiden stürzten sich ziemlich Kopflos in die Sache hinein, vor allem Schiller zeigte sich dabei selten von seiner besten Seite. So wird der Fall mit mehr Glück als Verstand aufgelöst, wirklich Spuren, denen die beiden nachgegangen wären und damit den Leser zum miträtseln animiert hätten, sind keine zu finden.

Aufgefallen ist mir vor allem der Schreibstil. Obschon der Autor Stefan Lehnberg sich grösstenteils an moderne Orthographie- und Grammatikregeln hält, so stachen mir doch einige nach (sehr) alter Schreibweise geschriebener Worte ins Auge, wie bey, entzwey, Franckfurth oder Thüre. Dies machte die Lektüre zeitweise etwas harzig.

So negativ wie meine Beurteilung klingt, fand ich das Buch allerdings doch nicht. Die düstere Stimmung im Frankfurth des beginnenden 19. Jahrhunderts hat mir gut gefallen, die Angst vor dem Angriff der Franzosen und die kriegsversehrte Stadt.
 

Mein Fazit

Die Dichter agieren zu kopflos