Rezension

Die Ermittlerin Elsa Wegener, eine Person wie du und ich

Engpass - Gabriele Diechler

Engpass
von Gabriele Diechler

Elsa Wegener wagt einen Neuanfang. Gemeinsam zieht sie mit Ihrer Tochter Anna von Köln kommend in das kleine beschauliche Unterwössen nach Bayern. Dort hat sie ein kleines Haus gemietet und kann auch gleich der örtlichen Kriminalpolizei bei den Ermittlungen zu einem neuen Fall helfen. Eine Leiche wurde gefunden, die Leiche einer Frau, die seit ca. 20 Jahren vermisst wird. Dies ist der Beginn interessanter Ermittlungen in deren Verlauf Elsa mehr als einmal sowohl bei ihren neuen Kollegen als auch bei den Bewohnern des Dorfes aneckt.

Elsa selbst ist mit vielen eigenen Problemen beschäftigt. Ihre Tochter Anna steckt mitten in der Pubertät und musste in Köln ihre erste große Liebe zurücklassen. Als der junge Mann ihr nun den Laufpass gibt, droht sie daran fast zu zerbrechen. Elsas Ehe steht kurz vor dem Ende, nachdem Elsa ihren Mann mit einer viel jüngern Frau in einer eindeutigen Situation erwischt hat. Und dann fehlt Elsa auch irgendwie die Großstadt. In Unterwössen kennt jeder jeden und man hat oft den Eindruck, dass Zugezogene es nicht gerade leicht haben.

Im Zuge der Ermittlungen kommt es zu einem weiteren Mordopfer. Die Protagonistin Elsa ermittelt wie ein Elefant im Porzellanladen. Sie verdächtigt Personen ohne konkrete Beweise und konfrontiert sie direkt mit ihren Vermutungen. Auch ihr engster Kollege Degenwald gerät ins Visier der Kriminalpsychologin, deren Auflösungsquote jedenfalls in Köln recht hoch war. Irgendwie aber passt Elsas Verhalten hier nicht ins Bild. Dies mag so manchen Leser merkwürdig anmuten und hat auch mich mehr als einmal entrüstet vom Buch aufsehen lassen. In Wahrheit aber spiegelt dieses Verhalten ganz eindeutig Elsas Gemütszustand wieder. Sie kann nicht hundertprozentig arbeiten, wenn sie sich selbst emotional in einem Tal der Tränen befindet. So gelingt es der Autorin hier eine neue Ermittlerin zu präsentieren, die menschlich ist. Eine Person wie du und ich, bei der es eben gerade nicht rund läuft.  

Das Buch ist im Präsens geschrieben und die Sätze sind recht kurz gehalten. Wenn man sich an diese Erzählweise erst einmal gewöhnt hat, hat dieser Stil durchaus seinen besonderen Reiz.

Engpass ist ein Kriminalroman und verknüpft als solcher kriminalistische Ermittlungen mit Alltagserlebnissen der Protagonisten. Wer nur pure Spannung erwartet, dürfte hier enttäuscht werden. Wer aber auch in die Emotionen der Protagonisten abtauchen und deren Handeln verstehen möchte, der wird von diesem Buch fasziniert sein und demnächst sicher mehr erfahren wollen über Elsa, Degi, Dino und Anna.

Copyright © 2010 by Iris Gasper