Rezension

Die erste große Liebe...

New York - Arizona: Helle Stunden - Ewa Aukett

New York - Arizona: Helle Stunden
von Ewa Aukett

Bewertet mit 2.5 Sternen

Drama, Sex, Drama, Sex, Drama - sprach mich leider gar nicht an.

Was tust du, wenn du zur Beerdigung deines besten Freundes heimkehrst und dir ausgerechnet deine Jugendliebe als trauernde Witwe gegenübersteht?   Der erfolgreiche Geschäftsmann Cole Sullivan hat sich ein Leben in New York aufgebaut. Als er zurückkehren muss in sein kleines, verschlafenes Nest in Arizona, will er Antworten von Macey - der Frau, die ihn einst eiskalt abserviert hat. Schnell wird klar, dass das Schicksal Macey übel mitgespielt hat und in ihrer Vergangenheit Geheimnisse verborgen liegen, die auch Coles Leben für immer verändern könnten. Dennoch sind die letzten zwölf Jahre plötzlich wie ausgelöscht, und Cole stellt fest, dass er von ihr weit mehr will als nur eine Erklärung… (Verlagsbeschreibung)

Ab und zu greife ich auch nach einer eher leichten Lektüre, und auch wenn Liebesromane nicht zu meinen favorisierten Genres gehören, habe ich da doch auch schon richtig schöne Bücher gelesen. Dieser erste Band der Dilogie New York - Arizona sprach mich dagegen leider gar nicht an. Um es auf den Punkt zu bringen: wer viel Drama und ausschweifende Sexszenen mag, der ist hier richtig aufgehoben.

Schon der Prolog ließ mich überlegen, ob ich hier überhaupt weiterhören wollte. Die Trennungsszene von Macey und Cole geriet für meinen Geschmack doch arg kitschig. Macey, die aufgrund eines üblen Erlebnisses in LA Angst vor Großstädten hat, sieht sich außerstande, Cole nach New York zu begleiten, der sich dort beruflich verwirklichen möchte. Doch das soll nur für zwei Jahre sein, und beide halten ihre erste große Liebe für stark genug, um diese Trennung auf Zeit zu überstehen. Allerdings macht es beiden sehr zu schaffen, ihre erste große Liebe ziehen zu lassen.

Die eigentliche Erzählung setzt 12 Jahre später ein, nachdem Macey kurz nach Coles Weggang nach New York die Beziehung von einem auf den anderen Tag beendet hat und fortan nicht mehr erreichbar war. Cole blieb daher länger in New York als geplant und ist beruflich sehr erfolgreich. Nun hat er erfahren, dass sein ehemals bester Freund gestorben ist, und dessen Wunsch war es, dass Cole zu seiner Beerdigung kommt - und so kehrt er erstmals nach 12 Jahren nach Arizona zurück. Bei der Beerdigung erlebt er dann eine handfeste Überraschung. die trauernde Witwe ist niemand andere als ausgerchnet Macey!

Erzählt wird der Roman aus den wechselnden Perspektiven von Macey und Cole, was eine gute Ergänzung ist. So manch emotionale Passage geriet auch durchaus authentisch und nachfühlbar, doch war es mir in der Summe eindeutig zu viel. Drama, Sex, Drama, Sex, Drama - immer noch eins drauf. Ganz klar müssten hier auch Triggerwarnungen ausgesprochen werden, denn hier werden einige heftige Themen angerissen, die sicher nicht jede:r gut ertragen kann (häusliche Gewalt, Alkoholismus, Vergewaltigung, Geiselnahme, Lebensgefahr, Mobbing, Krebs, Trauer). Dabei entstand bei mir der Eindruck: mehr ist mehr - keines der Themen wurde tiefgründiger erörtert, es ging offenbar mehr um die Schockwirkung und die Zeichnung von Macey als Daueropfer.

Auch Cole als Charakter fand ich in der Darstellung nicht sehr überzeugend. Obschon Macey seine große Jugendliebe war, hat er 12 Jahre lang nichts unternommen, um sie zu finden oder Antworten von ihr zu fordern. Im Gegenteil: er hat es komplett vermieden, nach Hause zurückzukehren, schob stets seinen Beruf vor und ließ auch seine Familie links liegen. So hat er noch nicht einmal mitbekommen, dass sein Vater seit geraumer Zeit an Parkinson erkrankt ist. Von allen schweren Themen hat ihn seine Familie dann auch ferngehalten - damit er sich ja nicht verpflichtet fühlen würde nach Hause zu kommen, sondern seinen Traum in NY weiterleben konnte. 

Trotz dieser in meinen Augen wenig sympathischen Eigenschaften wird Cole als Traummann geschildert: groß, muskulös, gut aussehend, der Beschützertyp schlechthin, der sich auch im Haifischbecken an der New Yorker Börse durchsetzen kann. Und natürlich funkt es gleich wieder zwischen Macey und ihm, und da fliegen nicht nur die Funken, sondern gleich auch alle Kleidungsstücke. Die Schilderung der erotischen Szenen gerät sehr ausschweifend, da muss man sich als Autor:in schon was einfallen lassen, um sich hinsichtlich der Begrifflichkeiten nicht immer zu wiederholen. Manch eine Bezeichnung hat mich allerdings hell auflachen lassen, für mich klang das teilweise einfach zu albern. Aber auch hier steht Cole natürlich seinen Mann - welche Frau würde sich denn nicht wünschen, gleich 2-3 x hintereinaner zum Or...smus gejagt zu werden? Gar kein Problem für Schwiegermutters Darling...

Vielleicht hätte ich mich in der Bewertung doch noch zu drei Sternen bewegen lassen, hätte es nicht die Sprecherbesetzung der ungekürzten Hörbuchversion (8 Stunden und 39 Minuten) gegeben. Lara Hoffmann (Jg.1991) als Sprecherin der Macey spricht die Rolle versiert, und das oft Leidende wird durch die Stimme noch einmal verstärkt. Durchaus eine passende Besetzung, aber für mich in der Summe der Tragik manchmal nur schwer auszuhalten. Denis Rühle dagegen - ja, er hat eine männliche und sonore Stimme. Allerdings kann man dem Mittvierziger (Jg. 1977) anhören, dass er keine 30 mehr ist, und so hatte ich immer einen deutlich älteren Mann vor Augen als Cole, was mich immer wieder irritierte. 

Der erste Band der Dilogie endet mit einem richtig fiesen Cliffhanger, und normalerweise reizt mich das gleich zum Weiterhören. Hier muss ich jedoch überlegen, ob ich wirklich wissen will, wie die Geschichte letztlich ausgeht - ich vermute mal ein Happy End über viele weitere Dramen. Ob ich mich dem aussetzen will? Ich weiß es wirklich noch nicht...

 

© Parden