Rezension

Die erste Impressionistin

Die Malerin des Lichts -

Die Malerin des Lichts
von Agnès Gabriel

„Eine Frau ist nicht dazu geschaffen, Malerin zu sein. Es genügt, wenn sie einen Maler inspiriert.“ (S. 261) Diesen und ähnliche Sätze hat Berthe Morisot hörte ihr ganzes Leben, dabei war sie sehr erfolgreich und nahm für ihre Bilder mehr ein als Édouard Manet. Zudem war sie die erste und lange auch einzige Frau, die zu den Impressionisten gehörte.

 

Agnès Gabriel widmet sich dieser zu Unrecht vergessenen und zu ihrer Zeit oft kritisierten Frau, die von Selbstzweifeln geplagt war und trotzdem entschlossen, lieber auf die Liebe und eine eigene Familie zu verzichten, als auf das Malen. „Ab dem Tag ihrer Vermählung trägt die Frau ein eng geschnürte Korsett, das nicht aus Spitze und Fischbeins, sondern aus Zwängen und starren Regeln besteht.“ (S. 43)

 

Zusammen mit ihrer Schwester Edma bekam sie Mal- und Zeichenunterricht, beide feierten Erfolge und wurden im Pariser Salon ausgestellt. Doch nach Edmas Heirat erwartete ihr Mann, dass sie das Malen aufgab und sich ganz ihm und der Familie widmete. Das bestärkte Berthe in ihrer Überzeugung, dass sie nur als Unverheiratete frei für die Kunst sein würde. Bis sie Édouards Bruder Eugène trifft, der sich in sie verliebt und ihr verspricht, dass sie auch nach der Hochzeit noch malen und ausstellen dürfte …

 

Agnès Gabriel erzählt die Geschichte aus Berthes Sicht. Obwohl sie bereits eine anerkannte Künstlerin ist, sitzt sie Édouard Manet 6 Jahre lang Modell, darf sich nicht bewegen und am besten auch nicht denken. Dabei kann sie gerade dabei ihren Gedanken freien Lauf lassen: „… wie wäre es, wenn sie die Positionen tauschten? Manet auf dem Sessel und sie an der Staffelei. Er das Modell und sie die Malerin.“ (S. 29) Sechs Jahre lang hofft sie auf ein Wort der Anerkennung oder Kritik von ihm, doch er schweigt. Das einzige Mal, als sie ihn direkt um Rat bittet, übermalt er ihr Bild so lange, bis sie ihre Arbeit nicht wiedererkennt.

 

Aber es ist nicht nur Berthes Geschichte, sondern die ihrer ganzen Familie. Berthes Mutter hat immer bedauert, keine Pianistin geworden zu sein, aber die Ehe war wichtiger und richtiger. Weil ihr Mann nicht kunstinteressiert war und sie nicht ins Theater oder ähnliches ausführte, hielt sie einen üblichen wöchentlichen Salon ab oder besuchte andere, in den aufstrebende und berühmte Künstler gern gesehen waren und die Berthe dadurch z.T. schon seit ihrer Kindheit kannte.

 

Berthes Geschichte ist sehr interessant, da auch ich bisher nur in Nebensätzen von ihr gehört und gelesen habe. Man kann ihren Drang zu Malen und ihre innere Zerrissenheit, in die sie Eugènes Werben stürzt, sehr gut nachvollziehen. Allerdings erzählt die Autorin stellenweise zu viel vom Alltag der Familie oder irgendwelchen Nebenschauplätzen und dann plätschert die Handlung leider ohne größere Höhepunkte vor sich hin.