Rezension

Die ersten 50 Seiten waren super witzig …

Grillwetter - Hans-Henner Hess

Grillwetter
von Hans-Henner Hess

Bewertet mit 2 Sternen

★★

Die lückenlose Produktion der Thüringer Rostbratwurst ist in Gefahr: Krautwurst droht die Insolvenz, wenn er nicht an seinen bayerischen Konkurrenten verschachert und sein Schlachter Menschner steht im Verdacht, den Insolvenzverwalter erschlagen zu haben. Anwalt Fickel versucht sein Bestes, um beruflich und privat zu glänzen, doch die geballte Kraft der Fleischverarbeitung steht gegen ihn …

 

Okay, man mag sagen, würde ich die Vorgänger kennen, würde ich das anders sehen. Aber irgendwie glaube ich nicht daran. Anwalt Fickel ist so ein Oberschussel, naiv bis zum Anschlag, dass das nur ein Drittel des Buches lustig ist. Da frag ich mich allen Ernstes, wie das über mehrere Bücher eine bleibende, wirkende Komik haben kann. Fickel stolpert von einem Elend ins andere, lässt sich manipulieren und ausnutzen. Seine „Fernbeziehung“ läuft auch irgendwie seltsam (70 Kilometer sind nur am WE zu überbrücken? Im Ernst jetzt? Und man braucht dazu drei geschlagene Stunden?). Die Angebetete wird immer wieder vertröstet, da die Ereignisse sich immer wieder überschlagen und immer wieder wartet die Gute, die in meinen Augen doch recht unterkühlt ist. Welche Frau setzt sich da nicht ins Auto oder meinetwegen den Zug, um zum Liebsten zu fahren? Überhaupt – mir sind die Figuren allesamt zu skurril. Da ist so gar nichts Normales im Buch und die Spannung ist nicht hoch genug, um mich durch die 348 Seiten zu bringen, ohne dass ich immer wieder längere Pausen machen muss.

 

Zwischendurch war mir ob der Vorstellung, was da gerade passiert sein sollte, auch wirklich übel. Das war nicht mehr lustig und auch nicht komisch, das war eklig. Die Spannung ist deshalb aber leider auch nicht gestiegen.

 

Der Sprachstil erinnert mich irgendwie an das „Königlich Bayerische Amtsgericht“. Aber auf die negative Art und Weise. Mir ist hier zu viel „von oben herab“, denn der arme Fickel wird vom „allmächtigen Erzähler“ doch arg niedergemacht. Gut, er ist, wie gesagt, arg einfältig, dennoch … es ist alles etwas zu arg und zu drüber. Die insgesamt sage und schreibe 70 Fußnoten finden meinen Gefallen leider auch nicht.

 

Ab der Mitte zieht es sich. Gegen Ende dann ein paar heftige Wendungen in einer Art Showdown, die aber leider nicht mehr herausreißen konnten, was schon nach unten gezogen hat. Im Gegenteil – die waren dann so extrem übertrieben, dass sich mir die Zehennägel aufgerollt haben. Eine Form von Happy End serviert uns Hans-Henner Hess dann auch noch, das für mich dem Klamauk dann die Krone aufsetzt.

 

Satirisch kann ganz amüsant sein, hier aber ist die Dosis dermaßen hoch, dass nur ganz schwarze Seelen bis zum Ende lachen können. Meins ist das nicht. Die ersten 50 Seiten waren super witzig, aber das hat sich im Eiltempo totgelaufen. Wie gesagt, es tut mir leid – aber für mich war das Lesen keine Freude und so bleiben nur magere zwei Sterne übrig.

★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»