Rezension

Die etwas andere Liebesgeschichte

Er & Sie. Anatomie einer Liebe - Anna Herzig

Er & Sie. Anatomie einer Liebe
von Anna Herzig

Ein etwas anderer Liebesroman, der sehr gefühlvoll ist, obwohl sich das Liebespaar sehr schwer damit tut, sich zu verlieben. Zwei toll gezeichnete Persönlichkeiten, eine unerwartete Wendung und eine Prise Erotik. Eine kurze Geschichte, schaut man auf die Seitenzahl, doch eine lange Geschichte, bedenkt man ihre Intensität.

Der Schreibstil der jungen Autorin ist äusserst poetisch. Dies kann den Lesefluss manchmal leicht hindern, weil es nicht unbedingt einer natürlichen Wortwahl gleicht. Es gibt aber auch viele Stellen, an denen diese Poesie einen wunderbaren Rhythmus erschafft, wie eine kleine Erzählmelodie, der man gerne bei einer Tasse Kaffee oder Tee zuhört. Ausserdem experimentierte die Autorin mit Textsorten und fügte der Geschichte zwei grössere Gedichte hinzu, die mir persönlich sehr gefielen.
Die Geschichte ist aus zweierlei Sicht geschrieben: von IHM und IHR, also Samuel und Helena. Der ungarische Schriftsteller und die talentierte Malerin sind Nachbarn. Doch das ist nicht die einzige Nähe, die die beiden verbindet. Ihre Erzählungen sind aufgeteilt in Tagebuchform, jeweils mit Datum und Zeit versehen. Diese mal längeren und kürzeren Abschnitte eignen sich hervorragend für die Lektüre unterwegs, da man nicht mittendrin aufhören muss, wenn man aus dem Bus oder Zug steigen muss. Gegen Ende kommt sogar noch eine weitere Geschichte hinzu!
Diese zweite Geschichte war für mich erst ein sehr harter Bruch und ich verstand nicht wirklich, weswegen die Autorin eine scheinbar zusammenhanglose Erzählung integrierte. Ausserdem kamen viele neue Namen hinzu, die man erst einmal mit den neu vorgestellten Persönlichkeiten verbinden muss. Im Verlauf der Geschichte tauchen allerdings Details auf, erst kaum bemerkt, dann immer offensichtlicher, bis die Autorin die beiden Geschichten explizit miteinander verwebt. Das war eine Überraschung und gab dem Ganzen einen komplett unerwarteten Hintergrund.
Leider haben sich im zweiten Buch der Autorin, wie es mir scheint, mehr Tippfehler und kleine „Wort-Verdreher“ eingeschlichen. Das ist meist nicht weiter schlimm, doch wenn sie sich häufen, finde ich es doch schade. Allgemein im Vergleich hat mir ihr erster Roman „Zeit für die Liebe“ besser gefallen, weil er mich irgendwie mehr mitreissen konnte.

Dennoch möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin bedanken, dass sie mir ihren Roman zur Verfügung stellte und meine Meinung erfahren möchte. Beide Liebesgeschichten haben mich sehr gut unterhalten und ihr Schreibstil finde ich sehr lyrisch und schön und hoffe, dass sie ihn behält, weil er sich von der grossen Masse abhebt.
 

4 / 5 Sterne