Rezension

Die Fakten

Der gestohlene Klimt - Elisabeth Sandmann

Der gestohlene Klimt
von Elisabeth Sandmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Gustav Klimts berühmtes Portrait "Adele Bloch-Bauer I", besser bekannt als "Goldene Adele", zeigt Maria Altmanns Tante, die einzige Frau, die Klimt zweimal porträtiert hat und mit der ihn eine besondere Beziehung verband. 1938 wird der gesamte Familienbesitz von den Nazis aus der Wiener Wohnung der Bloch-Bauers geraubt. Nach dem Krieg beginnt Maria Altmanns langwieriger und spektakulärer Streit um fünf Klimt-Gemälde und für Gerechtigkeit. (Elisabeth Sandmann-Verlagsseite)

Die „Goldene Adele“ ist eins der bekanntesten Gemälde des Wiener Malers Gustav Klimt und evtl. das teuerste Gemälde der Welt.  https://de.wikipedia.org/wiki/Adele_Bloch-Bauer_I

Vorweg zur Gestaltung: Wie man es von den Büchern des Elisabeth-Sandmann-Verlags gewohnt ist, erweckt auch dieses Buch das Gefühl, eine Kostbarkeit zu besitzen. Gedruckt auf dickem, leicht glänzendem Papier mit vielen Fotos und Gemälde-Drucken wirkt es wie ein Kunstband. Auf dem Cover unter dem Schutzumschlag findet man Adeles Foto.

Die Autorin stellt zunächst die Geschichte des Bildes dar, wobei die Familie des Modells Adele Bloch-Bauer im Fokus steht und weniger der Maler Gustav Klimt. Adele und ihre Schwester Therese heirateten Brüder; beide Familien stammten aus wohlhabenden jüdischen Wiener Kreisen und vermehrten ihren Wohlstand. Während Therese fünf Kinder groß zog, darunter den Nachkömmling Maria, lebte die kränkliche Adele eher als Bohemienne, unterhielt einen Salon und ließ sich zweimal von Klimt porträtieren. Adele starb früh, hinterließ, was ihre Gemäldesammlung angeht, ein nicht-eindeutiges Testament.

Als die Nazis die Herrschaft übernahmen, floh ein Teil der Familie, darunter Maria, die kurz zuvor Fritz Altmann geheiratet hatte. Der umfangreiche Familienbesitz, Schmuck, Porzellan und Gemälde, wurde beschlagnahmt.

Marias – sie lebte inzwischen in Los Angeles - erster Versuch kurz nach dem Krieg, die Gemälde der Familie zurückzufordern, wurde abgelehnt, weil es sich um Besitz von „besonderer künstlerischer und kultureller Bedeutung“ für Österreich handele.

Erst nachdem 1998 die Beschlagnahmung zweier Schiele-Leihgaben in New York Schlagzeilen machte, entschloss sich Maria zu einem zweiten Versuch und engagierte den unerfahrenen Anwalt Randol Schoenberg. Der Fall geht bis vor den Supreme Court, weil vor einer Klage die Immunität des souveränen Staates Österreich aufgehoben werden muss.

Das Buch beweist: Die Realität kann spannender sein als jeder Krimi. Die Wege eines Gemäldes über Jahrzehnte oder Jahrhunderte vom Maler bis zum heutigen Besitzer zu verfolgen, zumal wenn es eine Vergangenheit wie die Goldene Adele hat, ist eine spannende Geschichte, und man liest sie gern, weil man das gute Ende kennt. Und weil eine saubere und nachverfolgbare Recherche angeboten wird.

Noch eins beweist das Buch: Manchmal gewinnt heute noch David gegen Goliath. Eine alte Frau, an ihrer Seite nur ein Anwalt ohne großes Renommee, gegen einen Staat – so klingen Märchen 2015, auch wenn der Hintergrund alles andere als märchenhaft ist.

Schade nur, dass die anderen Klimt-Gemälde aus Maria Altmanns Besitz an anonyme Bieter gingen und der Öffentlichkeit derzeit nicht mehr zugänglich sind. Sie hatte Österreich das Vorverkaufsrecht angeboten, um sie weiter im Museum zu belassen, aber dort konnte oder wollte man sie sich offenbar nicht leisten.

Anfang Juni kam der Film „Die Frau in Gold“ von Simon Curtis mit Helen Mirren als Maria Altmann in die Kinos. Schnell fanden sich Schwachpunkte im Bereich der Recherche und der tatsächlichen Fakten. Wer sich für die gesicherten Sachverhalte und gründliche Ausleuchtung des Hintergrunds interessiert, sollte dieses Buch (ggf. als Ergänzung zum Film) lesen.