Rezension

Die Frau und die Salpêtrière

Nachtblaue Blumen -

Nachtblaue Blumen
von Alexander Kamber

Bewertet mit 4 Sternen

Wieder ein Roman über die Salpêtrière, wieder ein Roman über den Umgang mit der Weiblichkeit. Schon in „Die Tanzenden“ von Victoria Mas wird ein Blick auf diese Nervenheilanstalt geworfen. Nur ist der Blick der Mas etwas unterhaltender, als der Blick von Alexander Kamber.

Alexander Kamber gelingt hier ein düsterer Blick, ein intensiver Blick, ein fast etwas surreal anmutender Blick. 

Dieses Dunkle und Verworrene passt meines Erachtens sehr gut zur Geschichte der Salpêtrière.

Paris, im späten 19. Jahrhundert. Männer versuchen an Frauen herumzudoktern, weil sie nicht mehr funktionieren, weil sie in ihrem Handeln und Denken den Herren der Schöpfung ein Dorn im Auge sind. Gut, daran hat sich heute nichts geändert, also am Dorn im Auge. Nur darf man als Frau nicht mehr in irgendwelche Anstalten gesperrt werden, wenn man den Herren der Schöpfung nicht mehr passt.

Dies ist durchaus etwas, was für uns Frauen ein Grund zum Feiern ist/sein sollte. 

Alexander Kamber wirft hier in seinem Buch einen düsteren und atmosphärisch-surrealen Blick auf die Vergangenheit. Doch ist dies wirklich die Vergangenheit und wir können uns beruhigt zurücklehnen?

Mitnichten. Auch heute gibt es diese Strömungen nach wie vor, die uns Frauen diffamieren und uns am liebsten wieder an den Herd bringen würden, als perfekte Haushaltsroboter und Haushaltssklaven und Gebärmaschinen. Ich sag nur, sei schlau und wähl demokratisch und nicht den Hass.

Alexander Kamber wirft einen beklemmenden und düsteren Blick auf dieses Gestern.

Margaret Atwood wirft diese düsteren Blicke auf ein Morgen. 

Die Leserschaft sollte diese Blicke konsumieren und diese Blicke genießen, aber sich darüber bewusst sein, dass aus dem Gestern auch schnell ein Heute und ein Morgen werden kann. 

Polemik schafft diese einfachen Sichten und der Morbus Untertan verfällt diesen einfachen Slogans, denn dann muss er ja auch nicht über das eigene Tun nachdenken und sich eventuell einige graue Haare mehr wachsen lassen. 

Dennoch ist Alexander Kamber hier ein wunderbares Buch gelungen, welches sehr atmosphärisch eine dunkle Geschichte präsentiert. Lesen.