Rezension

Die Kinder am Horizont

Die Kinder des Horizonts -

Die Kinder des Horizonts
von Alexandra Fischer

Bewertet mit 4 Sternen

1939 bleiben Apia und die Familie von Bahlow nicht vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verschont. Auf Samoa werden amerikanische Soldaten stationiert, die Bedrohung durch die Japaner ist erkennbar und innerhalb des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Insel-Gefüges gibt es Veränderungen, welche für die von Bahlows spürbar sind.

„Die Kinder des Horizonts“ ist der dritte Teil der Familien-Saga um die von Bahlows, die sich als Deutschstämmige auf der Insel Samoa in der Südsee niedergelassen hat. Mit jedem Band wurde bisher die Entwicklung einer Generation beleuchtet. In Teil eins geht es um familiäre Gewalt und Unterdrückung, welche den Schwestern Helene und Martha auch als Erwachsene im zweiten Band in den Kinderschuhen steckt. Dennoch zerfließt der zweite Teil in Ausführungen über Samoa, die historisch genau die wirtschaftliche und politische Entwicklung und somit den Rahmen der Familie in den Vordergrund stellt. In diesem dritten Teil sind die mittlerweile älteren Schwestern sowie ihre erwachsenen Kinder vom Zweiten Weltkrieg bedroht. 

Die Eröffnung dieses Bands ist Alexandra Fischer sehr gut gelungen. Die Vergangenheit geht in Flammen auf. Dennoch liegen Hoffnung und Optimismus in der Luft, getrübt davon, dass die Vorboten des Zweiten Weltkriegs als unangenehme Brise von Europa in die Südsee wehen. 

Von Samoa aus richtet die Familie ihren Blick nach Deutschland, wo sich eindeutig etwas Fatales zusammenbraut. Wirtschaftliche Entscheidungen werden getroffen, Besitztümer und das eigene Leben müssen neu aufgebaut und gegebenenfalls verteidigt werden. Doch die von Bahlows lassen sich nicht unterkriegen. Sie krempeln die Ärmel hoch und nehmen das Glück in die eigene Hand.

Trotz starken Willens und großteils familiären Zusammenhalts ist nicht alles eitel Sonnenschein. Denn mancher Abkömmling der Familie sorgt für ordentlichen Zwist und aus gefühlter Ungerechtigkeit hat sich eine Fehde entwickelt, die ihre Konsequenzen in den Wirren des Krieges zeigt.

Alexandra Fischer überzeugt mich mit ihren Figuren, ihren lebensnahen Wendungen und überraschenden Twists, mit denen sie am Schicksal der Familie teilhaben lässt. 

Erzählt wird aus Perspektive der verschiedenen Familienmitglieder, die mittlerweile unüberschaubar geworden sind. Das umfangreiche Figuren-Repertoire empfand ich als fordernd und ich frage mich, ob es nicht besser wäre, weniger Sprösslinge im Roman zu Wort kommen zu lassen. 

Dennoch ist es großteils packend, obwohl ich auf die Sicht manchen Charakters verzichten könnte. Zum Beispiel interessiert mich der Halbsamoe Aumoe kaum, weil ich mit ihm nur wenig mitfiebere. Besonders gern begleite ich die Frauen, vermutlich, weil ich mich mit ihren Sorgen, Gedanken und Bedenken mehr identifiziere und sie dadurch besser verstehe. 

Am Ende schart die Alexandra Fischer ihre Figuren auf dem Familiensitz Tamalele, wo sie als Familie pläneschmiedend tapfer der Zukunft entgegen sehen, und die Autorin ihre Geschichte an die nächste Generation der von Bahlows übergibt.

Mir hat das Gesamtgeschehen sehr gut gefallen. Der Fokus lag auf der Familie und den Figuren, während ich die Rahmenbedingungen um den Zweiten Weltkrieg interessanter als die historischen Verwicklungen von Samoa in Band zwei fand. 

Meiner Meinung nach sollte man unbedingt „Die Kinder des Horizonts“ kennenlernen, wenn einem der Traum von Samoa gefiel und man nach der Rückkehr wissen möchte, wie es mit den von Bahlows weiter geht. 

Die Reihe vom Horizont:
1) Der Traum vom Horizont
2) Die Rückkehr zum Horizont
3) Die Kinder des Horizonts
4) Das Erbe des Horizonts
5) Die Freiheit am Horizont