Rezension

Die Königinnen von Loosewood Island

Die Hummerkönige - Alexi Zentner

Die Hummerkönige
von Alexi Zentner

Eine Familiengeschichte, Legenden von der See und eine Geschichte, die sich zu wiederholen scheint. Das sind die Zutaten zu Alexi Zentners Roman „Die Hummerkönige“.

Die Kings leben schon seit Generationen auf Loosewood Island, genauer gesagt, seit sich Brumfitt Kings vor etwa 300 Jahren dort niederließ und mit dem Hummerfang begann. Der Beginn eines Familienunternehmens. Aus den Königen sollen, wenn es nach Cordelia Kings geht, auch Königinnen werden und sie selbst wäre gerne die erste in dieser Reihe. Doch der Hummerfang gilt als Männerdomäne und obwohl Cordelia fähiger ist als so mancher Mann, muss sie sich immer wieder behaupten.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive Cordelias erzählt und verläuft von ihrer Kindheit bis zur Gegenwart. Dazwischen gibt es immer wieder Einschübe, in denen Brumfitt Kings Bilder beschrieben oder Erinnerungen aus seinen Tagebüchern wiedergegeben werden. Spätestens nach der dritten Erinnerung bzw. Bildbeschreibung wird deutlich: Hier besteht kein Zufall. Die von Brumfitt dargestellten Ereignissen geben dem Leser gerade soviel Informationen, um die nächste Erinnerung von Cordelia auf eine bestimmte Art und Weise zu interpretieren und in den Kontext einzuordnen. Ein bisschen liest sich der Roman dabei wie eine Detektivgeschichte, die den Leser implizit dazu auffordert, das Puzzle während des Lesens selbst zusammenzusetzen. Die stückweise Enthüllung neuer Informationen sorgt für Spannung, so dass selbst der Beginn eines neuen Kapitels keine wirkliche Zäsur im Leseprozess verursacht. Die etwa 400 Seiten lassen sich gut herunterlesen, wobei Alexi Zentner die eine oder andere überraschende Wendung in die Handlung einbaut. Hinzu kommt eine kluge Inszenierung und Gestaltung der Protagonistin, die einem am Ende nicht mehr so uneingeschränkt sympathisch erscheint, wie zu Beginn der Lektüre. Und letztendlich steht hinter allem die Erkenntnis, dass sich unter der Oberfläche mehr verbirgt als zunächst angenommen, was nicht nur auf das Meer zutrifft.