Rezension

Die Kraft und Energie der Worte!

Die Rhythmen der Unfähigkeit - Jakob Leiner

Die Rhythmen der Unfähigkeit
von Jakob Leiner

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzmeinung: Verdichtete Lyrik in Prosa - Worte und Sätze von sprachlicher Geschliffenheit und Eleganz!

Der Wassermann, gewiß kein Mensch, oder? Oder ein Mensch mit diesem Sternzeichen? Eine Odyssee? Die Reise zur Selbstentdeckung oder gar - entfremdung. Das Erwachen einer neuen Realität. Subjektivität, die sich an diversen anderen Subjektivitäten reibt. Immer isoliert in der Dermis des eigenen Korpus? Sind wir das alles im Grunde genommen nicht auch? Vereinzelte Singularitäten, sich der verzweifelten Illusion anheimwerfend, die Vertrauten ach so gut zu kennen. Der Wassermann inspiriert und läßt inspirieren. Sprache als Akkumulator wirkmächtiger Energie.

Eine mysteriöse, poetische Figur, kein Protagonist im herkömmlichen Sinne und das gilt für das ganze Buch. Aber anders und unkonventionell im besten Sinne. Gewiß kein Buch für die breite Masse und trifft auch nicht die Vorliebe der Leser, die nicht offen sind ( können oder wollen ). Ist das jemand jedoch und ist der Poésie sehr zugeneigt, noch mehr, lebt Lyrik und inhaliert sie, wird seine große Freude an dem Buch haben.

Es geht nicht darum, rational jeden Satz zu dekonstruieren und zu analysieren, sondern intuitiv mit Herz und Seele zu erfassen. 

Die Schönheit der Sprache Jakob Leiners spricht direkt zum ästhetischen Empfinden des Sprachzentrums und zu den Emotionen. 

Schwierig, gewiß, sperrig, in einem gewissen Maße, ja, aber umso beglückender, je länger man es nachwirken läßt. 

Der Wassermann ist ein Suchender, findet sogar ( kurzzeitig?! ) Liebe, in der Ära des Aquarius etwas verloren wirkend, aber nicht verzagend. Worte, Sätze, die bewußtserweiternd wirken und das ganz ohne LSD.

Das Cover in Blau passt sehr gut, spiegelt hervorragend das Element des Wassermanns.

Kleines Beispiel aus dem Buch:

Aber Glück ist doch nur eine sich mit den Jahren aufblähende Karotte, die vor unseren Köpfen baumelt. Und erst im Tod wird sich herausstellen, ob Möhren dort überhaupt erlaubt sind.