Rezension

Die Lebensgeschichte eines jungen Mädchens

Traumgespinst - Susanne Czuba-Konrad

Traumgespinst
von Susanne Czuba-Konrad

Laila ist verträumt und eine Eigenbrötlerin. Anstatt sich wie ihre Schwester für Jungs zu interessieren, erfindet Laila lieber Geschichten für sich. Als ihre Eltern sie dann zur Erholung zu ihrer Tante Millie an den Bodensee schicken, lernt sie Vincent kennen. Einen jungen Mann, der durch den frühen Tod seiner Eltern und wechselnde Pflegefamilien schon viel durchgemacht hat. Laila interessiert sich für ihn und auch Vincent findet Gefallen an dem zwei Jahre jüngeren Mädchen. Doch Millie und auch die Pflegeeltern von Vincent haben etwas gegen diese Verbindung...

Ich war wirklich gespannt, was mich in „Traumgespinst“ erwarten würde, denn ich habe auf eine sehr emotionale und und dramatische Geschichte gehofft – und in Teilen ist sie es auch. Aber leider sind auch einige Klischees wiederzufinden, die einem die ein oder andere Situation oder Person madig machen können.

Der Schreibstil von Frau Czuba-Konrad ist auf jeden Fall sehr angenehm zu lesen. Ich hatte keine Probleme in die Geschichte hin einzufinden. Grade den Anfang fand ich wirklich toll, denn es wechseln sich immer Szenen von Lailas Leben und ihrer erfunden Geschichte vom Graf ab. Das Märchen in der Geschichte konnte mich wirklich begeistern und so las ich munter weiter.

Und dann lernte ich Vincent kennen und ich mochte ihn sehr gerne. Nur leider mag ich das Bild nicht mit dem er dargestellt wird. Er wirkt immer wie ein Pechvogel, der allen Menschen sich selbst eingeschlossen nur Unglück bringt. Für mich persönlich war ziemlich klar, dass er kaum eine Chance hat sich in diesem Buch wie ein normales Mensch zu entwickeln – und das hat mich traurig gemacht.

Nach dem Millie und Vincents Pflegeeltern herausgefunden haben, dass die beiden eine auch körperlich sehr enge Beziehung haben, haben sie ihnen den Kontakt untersagt und im Eifer des Gefechts stößt Vincent seine Pflegemutter vor einen Bus und kommt ins Gefängnis. Hallo! Schon das hat mich sehr aufgeregt und dann ging es immer so weiter. Vincent ist naiv und dumm, lässt sich auf die falschen Menschen ein, geht wieder ins Gefängnis und so weiter und kann natürlich am ende auch nur niederschwellige Arbeiten erledigen. Ich finde diese Entwicklung wirklich deprimierend und traurig. Und auch Laila ist ein Mensch, der sich ganz schnell in eine Schublade schieben lässt und aufgrund des lieben Friedens ihr Leben so lebt, wie andere es für richtig halten.
Sie heiratet einen Mann, den sie nicht liebt, den aber ihre Eltern akzeptieren – und liebt dennoch immer nur Vincent.

Für mich ist diese Geschichte einfach zu traurig und zu fremd bestimmt, bis zum bitteren Ende – an dem Laila dann doch noch lernt zu ihren Gefühlen und vor allen Dingen zu ihrer Liebe zu stehen.

Auch sind für mich die Emotionen nicht wirklich zu spüren gewesen, ganz tragisch fand ich dies an der Stelle, an der sie als junges Mädchen oder junge Frau ihr Baby wegmachen lässt – natürlich auf Wunsch ihrer Eltern. Man spürt sehr wenig Schmerz und Trauer – und erst sehr viel später wird das Thema noch mal aufgegriffen.

Das Ende hat mich dann wieder etwas besser gestimmt, denn die Geschichte vom Graf wird wieder aufgenommen und alles läuft rund zusammen – und das Endes dieses Märchens stammt aus dem Mund von Lailas Tochter.

Alles in allem eine wirklich gute Idee, die leider nicht optimal umgesetzt wurde – flache Charaktere treffen auf zu viele Klischees. Nächstes mal ein bisschen mehr Emotionen und weniger Klischees und dann wuppt es!