Rezension

Die letzte Fahrt

Wohin der Fluss uns trägt - Charles Martin

Wohin der Fluss uns trägt
von Charles Martin

Bewertet mit 2 Sternen

~~Sie kommen zwar aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten, aber das Ehepaar Chris und Abbie ist noch immer verliebt wie am ersten Tag. Abbies Senatorenvater ist der Künstler Chris schon immer ein Dorn im Auge gewesen und er lässt nichts unversucht, um die beiden auseinander zu bringen, was ihm bisher jedoch nicht gelungen ist. Als bei Abbie Krebs im Endstadium festgestellt wird, erstellt Chris eine Liste mit 10 Wünschen, die er Abbie vor ihrem Tod noch erfüllen möchte. Begonnen wird mit der Nr. 10 auf der Liste, einer Flussfahrt mit dem Kanu über 200 Meilen. Doch der Senator gibt keine Ruhe und setzt alles daran, die Reise zu sabotieren und Abbie endlich wieder zu sich nach Hause zu holen. Wird es Chris gelingen, Abbie noch einige Herzenswünsche zu erfüllen und die verbliebene gemeinsame Zeit mit ihr genießen zu können?
Charles Martin hat mit seinem Buch „Wohin der Fluss uns trägt“ einen gefühlvollen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser an der Seite von Charles die gesamte Handlung erleben. Die Geschichte ist in zwei Handlungsstränge unterteilt, wobei einer die Gegenwart behandelt, der zweite gibt dem Leser Einblick in die Vergangenheit von Charles‘ und Abbies Leben. Durch die gefühlvolle Erzählweise des Autors über die Beziehung zwischen Chris und Abbie nimmt der Leser an der tiefen Liebe und die Seelenverwandtschaft zwischen den beiden regen Anteil. Die Landschaftsbeschreibungen einschließlich der Flussfahrt werden sehr detailliert und bildhaft geschildert, was zeitweilig schon fast zu viel des Guten ist und für Längen sorgt. Zudem geschehen einige Dinge unvorhergesehen, die so gar nicht richtig ins Bild passen und die Geschichte etwas unwahrscheinlich erscheinen lassen. Der Spannungsbogen ist gemächlich aufgebaut und bleibt auf eher niedrigem Niveau.
Die Charaktere bleiben leider hinter den Erwartungen zurück. Obwohl der Leser indirekt mit Abbie und Charles mitfühlen kann und auch viele Information über ihr gemeinsames Leben erhält, bleiben sie doch zu farblos, als dass sich eine wirkliche Beziehung zwischen Leser und Protagonisten herstellen lässt. Charles und Abbie ergänzen sich gegenseitig und sind sehr aufeinander fixiert. Während Abbie immer schwächer wird, bündelt Charles alle seine Kräfte, um seiner Frau in ihren schwersten Stunden genügend Stärke zu vermitteln. Abbies Vater ist ein selbstbezogener Mann, der nur an sich selbst denkt und keinerlei Gedanken daran verschwendet, was seine Tochter für Wünsche hat. Ihm sind nur Ansehen und das Bild in der Öffentlichkeit wichtig. Durch sein egoistisches Verhalten zerstört er fast die letzten Wochen seiner totkranken Tochter. Alle anderen Nebenprotagonisten wirken fast wie Fabelwesen, die anscheinend nur dazu da sind, die angelegte Wunschliste mit abzuarbeiten.
„Wohin der Fluss uns trägt“ ist ein unterhaltsamer Roman, der leider etwas mehr will, als er wirklich kann. Auch wenn die Erzählweise des Autors schön zu lesen ist und auch die Handlung reichlich Herzschmerz verspricht, kann er am Ende nicht erfüllen, was man sich als Leser erhofft. Durch die vielen unwirklichen und konstruieren Situation wirkt der Roman eher wie ein Märchen denn wie eine traurige Liebesgeschichte ohne Happy End. Urlaubslektüre für nebenbei!