Rezension

Die letzte Stunden im Leben von Ludwig II.

Königsherz -

Königsherz
von Markus Richter

Bewertet mit 5 Sternen

„...Von der höchsten Stufe des Lebens hinabgeschleudert zu werden in ein Nichts, das ist ein verlorenes Leben, das ertrage ich nicht!...“

 

Als Ludwig II. von Bayern diese Sätze äußert, hat er nur noch kurze Zeit zu leben. Vermutlich ist auch sein Verhalten ein Grund dafür, dass sich die Selbstmordtheorie durchsetzt.

Der Autor hat einen spannenden Thriller über die letzten Stunden im Leben von König Ludwig II. geschrieben. Dem Buch ist eine umfangreiche Recherche und das Studium alter Dokumente voraufgegangen. Darauf weist der Autor zu Beginn hin. Außerdem wird das auf jeder Seite deutlich.

Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sind dafür außerdem ein Garant. Hinzu kommt, dass die Örtlichkeiten sehr genau beschrieben werden.

 

„...Jeweils zwei mannshohe Säulen flanierten das Altarbild, auf dem die Muttergottes, auf einer Wolke sitzend, das Jesuskind im Arm hielt. Die beiden blickten auf eine nackte Menschenschar, die mit empor gesteckten Armen den Qualen des Fegefeuers entrinnen wollte...“

 

Das ist die Beschreibung des Totentanzes in der Annakapelle in Füssen, wo am 10. Juni 1886 die Geschichte beginnt. Hier sollte ein Bote geheime Dokumente übergeben. Er wird die Kapelle nicht mehr lebend verlassen. Sein Mörder will die Dokumente zu Geld machen.

Gut gefällt mir außerdem, dass ich eine Menge an Hintergrundinformationen zu den historisch belegten Persönlichkeiten erhalte.

Da ist zum Beispiel Herr Schilling, Agent der bayrischen Geheimpolizei, der sich in kritischen Augenblicken geschickt im Hintergrund hält, seine wahre Gesinnung zu verbergen weiß und bei seinem Handeln ganz eigene Interessen hat. Die ihm Untergebene sind Schachfiguren in seinem Spiel. Recht und Gesetz biegt er sich zurecht.

 

„...Er zeigte sich schneidig in den Worten und flink in den Bewegungen, strotzte voll Elan. Ein wacher Geist in einem gealterten Körper...“

 

Der erste Versuch, den König aus Hohenschwangau zu holen, misslingt. Die Gendarmen gehorchen dem Befehl des Königs. Interessant fand ich das Lavieren des Bezirkshauptmanns. Der wollte sich nach beiden Seiten absichern, da er noch nicht wissen konnte, wer der Gewinner im Spiel der Macht sein würde.

Was sich dann zwischen den Herren abspielt, die gekommen waren, um den König nach Linderhof zu eskortieren, hat nichts mit seriöser Politik zu tun. Es grenzt an eine Groteske – und liest sich auch so.

Man muss das Buch auf sich wirken lassen, um die gesamte Intrige zu begreifen. Natürlich war König Ludwig II. an der Entwicklung nicht unschuldig.

Ein Personenregister, Fotos der Handlungsorte in der hinteren Umschlagseite und eine Überblick über Hohenschwangau in der vorderen ergänzen das Buch. Das Nachwort birgt eingie Überraschungen, die es während der Entstehung des Buches gab.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die aufgedeckten Hintergründe fand ich spannend.