Rezension

Die Liebe braucht nicht viele Worte...

Die Sprache des Herzens
von Deeanne Gist

Bewertet mit 4 Sternen

~~Chicago 19.Jh. Connor McNamara betreibt zusammen mit seinem Vater eine Farm, doch leider reagiert er auf Gräser, Heu und die Farmarbeit allergisch, sodass die Arbeit für ihn in der Blütezeit eine richtige Qual ist. Aber auch das Gehör macht Connor zu schaffen, sein Hörvermögen im rechten Ohr wird immer schlechter. Sowohl der Vater als auch die verstorbene Mutter haben Connors technisches Genie schon früh erkannt, deshalb hat sein Vater Connor klammheimlich bei der Weltausstellung in Chicago angemeldet, damit er dort seine eigene Erfindung, eine automatische Sprinkleranlage, vorstellen und Kunden dafür finden kann. Connor wehrt sich erst mit Händen und Füßen, will seinen Vater mit all der Arbeit nicht allein lassen. Doch als er hört, dass der Vater schon alle Unkosten im Voraus bezahlt hat und eine Rückforderung des Geldes nicht mehr möglich ist, macht er sich ungehalten auf den Weg nach Chicago. Gleich am Eröffnungstag der Weltausstellung kommt Connor einer jungen Frau zu Hilfe und lernt Della Wentworth kennen, eine Lehrerin für gehörlose Kinder, die ebenfalls für die Zeit der Ausstellung mit ihrer Schule dort vertreten ist. Connor bittet Della, ihm das Lippenlesen beizubringen, damit er seine potentiellen Kunden und Investoren in der lauten Ausstellungshalle besser verstehen kann. Ob es Connor gelingen wird, Käufer für seine Sprinkleranlage zu finden? Wird Dellas Unterricht sein Leben positiv verändern?
Deeanne Gist hat mit ihrem Buch „Die Sprache des Herzens“ einen wunderschönen, unterhaltsamen historischen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und bildhaft, so dass der Leser sich alles sehr genau vorstellen kann. Die Beschreibungen der einzelnen Weltausstellungshallen sind so gelungen, man hat regelrecht das Gefühl, selbst vor Ort zu sein und alles mit eigenen Augen sehen zu können. Die Protagonisten sind sehr detailliert und lebhaft skizziert, sie wachsen dem Leser schnell ans Herz, begleitet sie bei ihren Gedanken und Gefühlen ebenso wie bei ihren Erlebnissen. Connor ist ein sehr sympathischer, ehrlicher und gutmütiger Mann, hilfsbereit und offen geht er auf die Menschen zu, immer bereit, Unterstützung und Hilfe anzubieten. Dabei ist er sich auch nicht zu schade, selbst um Hilfe zu bitten, um das Manko seines schwindenden Gehörs auszugleichen. Della ist noch eine sehr junge Frau, die durch die Ermahnungen ihres Vaters dermaßen verunsichert und eingeschüchtert ist, dass sie ihrer eigenen Menschenkenntnis nicht wirklich vertraut. Im Umgang mit den gehörlosen Kindern, aber auch mit Connor zeigt sie sich sehr geduldig und einfühlsam, wobei sie auch sehr intelligent und aufmerksam ist. Die Nebencharaktere sind ebenfalls sehr schön angelegt und machen mit ihren eigenen Geschichten und ihren Verbindungen zu Della und Connor den Roman erst so richtig lebendig.
Die Autorin hat sehr gut recherchiert über die Weltausstellung und erläutert in einem Nachwort zum besseren Verständnis genau, was Fiktion und was wahrhaftig ist. Das Zeitalter der technischen Neuerungen hat sie sehr schön in ihren Roman integriert und gibt ihm damit eine besondere Authentizität. Auch das Thema „Gehörlosigkeit“ wird sehr anschaulich in der Geschichte verarbeitet. So wurden damals taube Menschen als dumm bezeichnet und manchen von ihnen blieb der Aufenthalt in einer Irrenanstalt wohl nicht erspart. Das Lippenlesen wurde bevorzugt unterrichtet, um den gehörbehinderten Menschen kein öffentliches Stigma angedeihen zu lassen, welchem sie bei der Gebärdensprache ausgesetzt wären. Heutzutage werden beide Formen der Kommunikation benutzt, um eine lebhafte Unterhaltung zu führen.
Einen Sternabzug gibt es für den fehlenden christlichen Aspekt in diesem Roman, den man eigentlich erwartet hatte, der die nötige Tiefe in diesem Buch aber vermissen ließ.
„Die Sprache des Herzens“ ist ein wunderschöner historischer Liebesroman, der jeden Liebhaber dieses Genres begeistern wird. Unbedingte Leseempfehlung!