Die Lüge
Bewertet mit 4 Sternen
In diesem Buch erzählt eine leidenschaftliche Siebzehnjährige, die schon früh bei der Familie ihres Freundes eingezogen ist, von ihrer Sehnsucht nach Liebe. Erwartet hatte ich eine Geschichte, die den deutschen Umbruch 1990 zum Thema hatte. Doch diese Zeit wird eher am Rande erwähnt. Kurze Ausflüge aus Thüringen in den noch weitgehend unbekannten Westen zeigen auf, wie dieser wahrgenommen wird. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Leben der jungen Frau.
Zu ihrem Freund ist sie gezogen, weil von ihm aus der Schulweg kürzer ist. Dostojewskis „Brüder Karamasow“ gefallen ihr allerdings besser als der Schulunterricht, weshalb sie den oft schwänzt. Stattdessen lernt sie den 40jährigen Nachbarn kennen, einen Säufer vor dem Herrn, und verfällt ihm.
Sehr ausführlich berichtet sie über ihre Gefühle, die sie aber vor ihrem Freund und seiner Familie verheimlicht.
Wer einen ungewöhnlichen Liebesroman lesen will, ist hier sicher gut aufgehoben. Mich haben so manche Zeilen ungläubig den Kopf schütteln lassen, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie eine Siebzehnjährige in der Familie ihres Freundes aufgenommen wird. Auch, dass das Schuleschwänzen mehr oder weniger klaglos akzeptiert wird, verstieß gegen meine Lebenseinstellung.
Trotzdem hat mich der Roman beeindruckt. Er hat mich in eine andere Lebenswelt schauen lassen und die angenehme Sprache gefiel mir. Wegen des ungewöhnlichen Themas ziehe ich allerdings einen Stern ab.
Daniela Krien, 1975 im Vogtland geboren, lebt mit ihrer Familie in Leipzig. „Irgendwann werden uns alles erzählen“ war ihr erster Roman (2011). Ihm folgten noch weitere drei Bücher, die inzwischen alle beim Diogenes-Verlag zu haben sind.