Rezension

"Die Oper hat Momente, in denen Stille die schönste Musik ist.“ (Rolando Villázon)

Glück wie Glas - Annette Landgraf

Glück wie Glas
von Annette Landgraf

Bewertet mit 4 Sternen

Die Ehe von Michaela mit dem Opernstar Peer Varenthin steht auf wackeligen Beinen, zu sehr dreht sich alles nur um Peer und seine Karriere, worunter die Beziehung zwischen den beiden leidet, sind sie doch schon lange keine gleichberechtigten Partner mehr, weil sie ihr Leben seinem unterordnen muss. Peers Agent Reiner Pahnke ist Michaela ebenfalls ein Dorn im Auge. Um endlich mal ihren Mann für sich zu haben und eine Aussprache zwischen ihnen herbeizuführen, bucht sie kurzerhand eine Kreuzfahrt für sie beide. Dummerweise macht ihr Pahnke wieder einmal einen Strich durch die Rechnung, indem er Peer für zwei Auftritte auf dem Schiff verpflichtet, wo er mit der Sopranistin Antonella Sebaldi auftreten soll. Michaela sieht ihre eigenen Pläne schon durchkreuzt, doch dann erhält sie eine wunderbare Nachricht, die ihre Hoffnungen schürt, ihre Ehe doch noch zu retten…

Annette Landgraf hat mit „Glück wie Glas“ einen anrührenden Roman vorgelegt, der sich in der glanzvollen, aber harten Opernwelt abspielt und dem Leser einen guten Einblick hinter den Vorhang bietet. Der flüssige und gefühlvolle Schreibstil ermöglicht dem Leser, sich alsbald an die Fersen von Michaela zu heften und neben ihrer Gedanken- und Gefühlswelt auch ihr Eheleben sowie das Umfeld in dem sie sich bewegt, genau kennenzulernen. Neben einer emotionalen und dramatischen Beziehungskrise beweist die Autorin ihre gute Recherche, die sich innerhalb der Handlung durch viele Details über die Opernszene niederschlägt. Die schillernde Welt hochsensibler Egomanen, die für ihr Publikum alles geben und selbst so einigen Verzicht üben, verlangt auch den Menschen in ihrem nächsten Umfeld alles ab. Durch die lebensnahen und plastischen Schilderungen zieht die Handlung wie ein Melodram vor dem inneren Auge des Lesers vorbei, während er mit Michaela gemeinsam eine Gefühlsachterbahn durchläuft. Je weiter die Handlung voranschritt, umso mehr steigerte sich der Spannungsbogen.

Die Charaktere sind liebevoll inszeniert, wirken mit ihren Ecken und Kanten glaubwürdig und realistisch. Der Leser steht zwar am Rande der Szenerie, kann sich jedoch gut in Michaela einfühlen und mit ihr hoffen, bangen und fiebern. Michaela ist eine freundliche, offene und ehrliche Frau, die alles erdenklich Notwendige für ihren Ehemann tut. Sie hat ihre eigenen Träume mehr oder weniger aufgegeben, um Peers Künstlerseele in jeder Weise zu unterstützen. Aber immer mehr ist sie nur noch ein Anhängsel geworden, das sich um seine Befindlichkeiten kümmert. Peer ist ein Egomane, bei dem die Musik und seine Kunst an erster Stelle stehen. Dabei verliert er die Menschen, denen er wichtig ist, immer mehr aus den Augen. Rainer Pahnke ist ein unehrlicher und manipulativer Mann, der unbedingt festhalten will, was ihm sein Leben finanziert. Dabei agiert er rücksichtslos und berechnend.

„Glück wie Glas“ ist ein Liebesroman voller Dramatik und Gefühl, der einen schönen Ausflug in die Opernszene gewährt. Als Urlaubslektüre oder für einen Regentag auf der Couch sehr zu empfehlen.