Rezension

Die Oper - von innen und außen gesehen

Der Klang von Mut -

Der Klang von Mut
von Heike Franke

Bewertet mit 4 Sternen

Die Sopranistin Anna Wolf kehrt nach Berlin zurück, zum ersten Mal, seit sie aus der DDR geflohen ist. Eine letzte große Hauptrolle hat sie dazu bewogen. Sie trifft nicht nur Kollegen von damals, sondern stellt sich ihren eigenen Fragen nach ihrer Haltung zum Erfolg, zum Spiel der Macht und ihre Rolle als Frau in der Opernwelt. Ihr Partner auf der Bühne Kilian Holm begegnet zufällig Julie Martens, die die Tochter ihrer Freundin zu Proben für eine Kinderoper begleitet hat.

Eine bittere Erfahrung lässt keine Gefühle für einen Mann zu. Hat Kilian eine Chance?

Heike Franke, Jahrgang 1966, studierte Politische Wissenschaften am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und lebt nach einem Aufenthalt in der Nähe von London in Berlin, wo sie auch arbeitet. Sie liebt Literatur und Musik und kann als Autorin und Altistin im Apollo-Chor an der Staatsoper Unter den Linden beide Leidenschaften leben.

Diese Leidenschaften merkt man dem Roman an. Heike Franke beschreibt in einem angenehm zu lesenden Schreibstil die Welt der Oper hinter den Kulissen. Sie vermittelt viel Wissen und schafft es, auf unterhaltsame Weise die Entwicklung von einzelnen Szenen verständlich zu machen. Auch die Aufführungen, denen ihre Protagonisten Julie und Susanne erleben dürfen, machen Lust auf einen Besuch in der Oper. Einiges aus Annas Leben wird erzählt. Es wird klar, warum sie aus der DDR geflohen ist, wie sie ihre Rollen sieht, wie ihr Verhältnis zu ihrer Tochter ist. Insgesamt hätte ich gern mehr über sie und ihr Leben erfahren.

Bei den Proben zur Uraufführung der Oper geht es nicht immer nur harmonisch zu, auch sexuelle Übergriffe und Regiearbeit werden thematisiert.

Lizzi, Susannes zehnjährige Tochter, singt eine Hauptrolle in einer Kinderoper und darf sich mit Anna bzw. Kilian über die Musik und den Gesang unterhalten. Diese Szenen haben mir sehr gut gefallen, wobei Lizzi mitunter älter erschien.

In diesem Roman gibt es einen zweiten Erzählstrang, nämlich die (Liebes-)Geschichte von Kilian und Julie. Julie hat eine furchtbare Beziehung erlebt und ist auch nach einer Therapie nicht in der Lage, sich auf einen neuen Partner einzulassen. Das wird sehr gut in einem Gespräch zwischen Julie und Susanne deutlich gemacht. Mir persönlich nimmt diese Geschichte zu viel Raum ein, der Autorin gelingt es jedoch ausgezeichnet, beide Stränge am Schluss zusammen zu führen.

Fazit: ein lesenswerter Roman