Rezension

Die Politik und das organisierte Verbrechen

Die Mafia in Prag - Michal Viewegh

Die Mafia in Prag
von Michal Viewegh

Der in seinem Heimatland sehr erfolgreiche Autor Michal Viewegh ist offenbar von den Zuständen in Tschechien die Nase inspiriert worden und widmet sich in dem Politthriller „Die Mafia in Prag“ den Verflechtungen von Politik und organisiertem Verbrechen.

Darek Balik ist ein wichtiger Mann mit den besten Verbindungen zu den Größen aus Politik und Wirtschaft, der die richtigen und wichtigen Vertreter dieser Gruppen miteinander ins Gespräch bringt. Seine Informationen sind in diesen Kreisen heißbegehrt, bis er sein Wissen gegen die falschen Personen einsetzt, was zwei Mordanschläge zur Folge hat. Daraufhin wird er solange im Zeugenschutzprogramm untergebracht, bis er auch die Gunst des dafür zuständigen Ministers verliert, von heute auf morgen aus dem Programm entlassen wird und somit zum Abschuss freigegeben ist.

Und er hat sich offenbar mächtige Feinde gemacht, denn nicht nur die Mafia, sondern auch hochrangige Politiker haben ein Interesse daran, Balik auszulöschen, damit ihre dunklen Machenschaften nicht ans Licht kommen.

Und der Arm der Politik reicht weit, was vor allem diejenigen zu spüren bekommen, die Baliks Überleben sichern und sein brisantes Material an die Öffentlichkeit bringen wollen. Ohne Skrupel geht die Politik gegen Polizisten vor, die die Aufklärung vorantreiben, die Vertreter der Presse werden bedroht und behindert – aber sie lassen sich nicht mundtot machen…

Wie so oft ist es die Gier, die sowohl die Politik als auch das organisierte Verbrechen antreibt: Einfluss, Macht und natürlich der schnöde Mammon lässt Menschen zu skrupellosen Mördern werden. Neben korrupten Politikern spielt natürlich, wie bereits der Titel vermuten lässt, die Mafia eine gewichtige Rolle. Deren Vertreter aus Tschechien, Russland und Kroatien liefern sich heiße Gefechte um das Objekt der Begierde, ein riesiges, unbebautes Gelände in Prag, das Millionen wert ist.

Es ist ein spannendes Szenario, das Michal Viewegh beschreibt, bei dem man sich immer wieder fragt, welche Ereignisse für seine Geschichte Pate gestanden haben. Die Realitätsnähe seiner Beschreibungen lässt vermuten, dass sich der Autor nicht jedes Detail aus den Fingern gesogen hat, sondern sich auf tatsächliche Vorkommnisse bezieht– natürlich entsprechend verfremdet, aber mit ziemlicher Sicherheit die bittere Realität der schmutzigen und korrupten Politik, die so nicht nur im Ostblock, sondern auch im Westen zu finden ist.

„Die Mafia in Prag“ ist ein realitätsnaher, intelligenter, mit einer gehörigen Prise Sarkasmus gewürzter Politthriller – nicht nur für Freunde dieses Genres sehr empfehlenswert!