Rezension

Die Profis

Nachspielzeit in Sachen Liebe - Meike Werkmeister

Nachspielzeit in Sachen Liebe
von Meike Werkmeister

Bewertet mit 3.5 Sternen

Seit ihr Freund Karlo Leinemann bei den Bayern ist, hat sich Sarahs Leben sehr verändert. Aus dem beschaulichen Mönchengladbach nach Münden ist eine totale Veränderung. Sarah fühlt sich als Spielerfrau nicht sehr wohl. Und Karlo benimmt sich als Fußballprofi mit Ruf zur Nationalmannschaft so als wäre bei ihm ein mittelschwerer Größenwahnsinn ausgebrochen. Sarahs fast Stief-Schwiegermutter Mavie geht es nicht viel besser. Alles hat sie ihrem Mann Serge Leinemann geopfert. Immer einen halben Schritt hinter dem Ex-Profi, immer schön, immer schick. Und nun hat Serge eine andere, nicht zum ersten Mal, aber diesmal scheint es ihn wirklich erwischt zu haben. Und endlich nach Jahren des Stillhaltens beginnt Mavie ihre Situation zu überdenken.

 

Man muss sich schon ein wenig an Sarah und Karlo, Mavie und Serge gewöhnen. Sie leben doch in einer Welt, die man sich als Normalo kaum vorstellen kann. Doch die Autorin hilft dem Leser dabei einen spannenden Eindruck zu gewinnen. Da ist viel Schein und nicht immer viel dahinter. Karlo dreht durch seinen Aufstieg ziemlich ab und Serge hat auch irgendwie den Bezug zur Realität verloren. Sarah ist zwar einigermaßen auf dem Teppich geblieben, doch sie leidet unter den Veränderungen in ihrem Leben. Ihr hat das beschauliche Mönchengladbach völlig gereicht. Mavie dagegen nimmt endlich ihr Leben in die Hand, schließlich hat sie früher ein Studium angefangen. Und wenn sie schon alleine ist, dann kann sie sich schließlich auch dem Lernen widmen.

 

Diese fremde Welt des Profifussballs, in dem Geld die Welt regiert und die Spieler alle recht abgehoben und gefühlskalt scheinen, ist nicht so leicht zu ertragen. Doch mit viel Geschick schafft es die Autorin Verständnis für zumindest einige der handelnden Personen zu wecken. Zwar bleiben einige holzschnittartig fies, doch andere werden mit der Zeit quasi zum Leben erweckt. Besonders Mavie, die sich am eigenen Schopf aus der Misere zieht, weckt Sympathie. Sie wird von der Spielerfrau, die nur dekorativ rumsteht, zu einer echten Persönlichkeit. Sarah dagegen lässt ihrem Karlo vielleicht etwas zu viel durchgehen, bis sie anfängt ihren eigenen Weg zu suchen. Und Karlo wirkt echt zu dümmlich arrogant, man fragt sich, ob es für ihr ein Erwachen geben kann. Tja, Serge scheint nie den Schuss gehört zu haben, dass man sich im gesetzteren Alter vielleicht auch etwas angemessener benehmen kann. Oder er will es nicht. Obwohl man leichte Unsicherheit empfinden kann, wie man diesen Roman einschätzen soll, so wird er doch mit vorangehen der Handlung doch immer gewinnender.