Rezension

Die rote Laure...

Die Ketzerin - Peter Berling

Die Ketzerin
von Peter Berling

Bewertet mit 3 Sternen

Peter Berling erzählt die fesselnde Geschichte der schönen Laurence, deren geheimer Wunsch es ist, ein Ritter zu werden. Unbeirrbar in ihrer Abenteuersucht, hält sie an dem Glauben fest, dass es einer wagemutigen Fau wie ihr gelingen müsste, in die Runde der Gralsritter aufgenommen zu werden.Laurence lebt in einer der widersprüchlichsten, wildesten Epochen, die Menschen jemals geprägt haben: im Zeitalter der Kreuzzüge. Gläubige Inbrunst, Höllenangst und Abkehr von der Welt beherrschen diese Zeit. Die Geschichte schlägt einen Bogen um die ganze damals bekannte Welt: von den Pyrenäen bis zum Goldenen Horn, von den Wäldern der Ardennen bis zur Felsküste Siziliens.

Anno Domini 1205. Peter Berling erzählt die fesselnde Geschichte der schönen, rothaarigen Laurence de Belgave, deren geheimer Wunsch es ist, Ritter zu werden. Eine Wahrsagerin prophezeit der erst Fünfzehnjährigen eine seltsame, außerordentliche Zukunft.
Kühn beschließt sie, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, denn sie glaubt fest daran, dass es einer wagemutigen Frau wie ihr gelingen müsste, in die Runde der Gralsritter aufgenommen zu werden. Als Ritter verkleidet, sticht die Tochter eines Normannen in See, stellt sich den Abenteuern ferner Küsten, bis sie mitten in den Strudel des fanatischen Kreuzzuges gegen die Katharer gerät, der später, als "Albigenserkrieg" verharmlost, in die Historie eigehen sollte.

Band zwei der Berling-Chronologie um die "Kinder des Gral" beschäftigt sich mit dem Erwachsenwerden der roten Laure, wie sie von Freunden genannt wird. Hineingezogen in den Strudel der Zeit, den Kampf um das schöne Lanugedoc, die Kämpfe zwischen den Abgesandten des Papstes und den Ketzern, die dem Gral verpflichtet sind, den Irrungen und Wirrungen der mittelalterlichen Ränke und Interessenskämpfe zahlloser Grafen, Könige, Kirchenoberen, versucht das stolze Mädchen, seinen eigenen Weg zu gehen, von dem sie jedoch nicht ahnt, wohin er sie führen wird.
Okzitanien - Land der Katharer. Es dreht sich wenig nur um Kreuzzüge im Sinne dessen, was man für gewöhnlich darunter versteht. Den historischen Hintergrund eines großen Teils der Geschichte bilden die Katharerkriege zu Anfang des 13. Jahrhunderts, die allerdings aus Sicht des Heiligen Stuhls in Rom durchaus auch als Kreuzzüge verstanden wurden. - "Katharer", gibt Peter Berling im Glossar seiner umfangreichen Anhänge wieder, kommt aus dem griechischen "'katharoi' (die Reinen) verballhornt zu Katzerer, Ketzer".

Zwar ist dieses Buch insofern übersichtlicher als die "Ritter zum Heiligen Grab", als hier nicht unzählige Handlungsstränge nebeneinanderlaufen, sondern die Lebensgeschichte der Laurence de Belgave chronologisch erzählt wird. Allerdings trifft man auch hier auf eine Unmenge an Personen, die es enorm erschweren, den Überblick zu behalten.
Herr Berling verfügt offensichtlich über ein enormes historisches Wissen, das er in zahlreichen Details auch in seinen Text einzustreuen weiß. Dies ist in jedem Fall lobend hervorzuheben. Allerdings wird die Lektüre anstrengend durch die Tatsache, dass immer wieder altfranzösische oder lateinische Zitate eingeflochten werden, die erst mühsam im Glossar nachgeschlagen werden müssen. Der Anhang ist durchaus interessant und bietet einen umfassenden Überblick über die Umstände der umschriebenen Zeitspanne - ist aber auch sehr umfangreich und überfordert wohl nur historisch Interessierte und Versierte nicht.

Die Person der Laurence blieb mir die gesamte Lektüre über unnahbar, wenig sympathisch und überheblich bis überzeichnet. Deren Abenteuer wirken zeitweilig haarsträubend, der rote Faden verknäult sich zeitweise in Nebensächlichkeiten.
Berlings Art des Erzählens ist für mich eher die eines Chronisten als die eines Autoren - beschreibend aber anteilnahmslos. Und die teilweise derbe Sprache (zugegeben weniger extrem als in "Die Ritter zum Heiligen Grab" ) stößt mich ehrlich gesagt oft eher ab. Zwar blitzt gelegentlich ein heimlicher Witz in Berlings Erzählung auf, doch ist dies für mich kein Roman, der den Leser in das Mittelalter hineinzuziehen scheint. Die zahlreichen, meist homoerotischen Szenen, die immer wieder in die Erzählung eingestreut sind, haben für mich - sorry an alle Fans - eher den schalen Beigeschmack von Altherrenfantasien.

Insgesamt eher ein Buch für Mittelalterbegeisterte, die mit der Überfülle an historischen Details und sprachlich authentischen Zitaten nicht überfordert sind.

Einem von der Reihe Begeisterten zufolge gibt es - chronologisch geordnet - folgende Bände:

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1. Ritter zum heiligen Grab
2. Die Ketzerin
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3. Die Kinder des Gral
4. Das Blut der Könige
5. Die Krone der Welt
6. Der schwarze Kelch
7. Der Kelim der Prinzessin

© Parden