Rezension

Die Schattenseiten der Freiheit

Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms - Lydia Schwarz

Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms
von Lydia Schwarz

Bewertet mit 5 Sternen

"...Anna, warte nicht auf den Sonnenschein in deinem Leben! Zieh deine Gummistiefel an und lerne, im Regen zu tanzen..."

 

Anna ist ihren Häschern in Europa entkommen und wird von Felix nach Afrika ausgeflogen. Bei ihrer Ankunft in Nairobi wird sie von Kephas in Empfang genommen. Er fährt mit ihr an einen verborgenen Ort. Dort trifft sie nicht nur auf ihre Eltern, sondern auch auf Mamma Moses, die Mutter von Felix.

Es handelt sich um den zweiten Teil der Geschichte. Er schließt fast punktgenau an den Vorgängerband an. Das Buch lässt sich zügig lesen und ist spannend geschrieben.

Anna ist nun in der Freiheit. Doch die Umstellung ist heftig. Keiner nimmt sichZeit, sie in die neune Verhältnisse einzuführen. Hinzu kommt, dass es im Center, welches von ihrem Vater aufgebaut wurde, Spannungen zwischen den Mitarbeitern gibt. Für Anna heißt es, völlig umzudenken, denn plötzlich gibt es genug zu Essen und die Werte, die man ihr in Mitteleuropa vermittelt hat, sind nichts mehr wert. Sie fühlt sich in der neuen Welt ausgeschlossen, denn sie hat keine Aufgabe und ihr Vater bleibt ihr fremd. Sie nimmt ihm übel, das er damals die Familie verlassen hat und lastet ihm den Tod des Bruders an. Als plötzlich auch der Kontakt zu Felix abbricht, der Christen aus Europa ausfliegen sollte, spitzt sich die Situation zu. Zudem zeigt sich, das das Center nicht das ist, was es scheint.

Die neuen Personen sind gut charakterisiert. Mein Lieblingscharakter ist Mamma Moses. Sie hat eine mütterliche Ader und einen festen Glauben. Sie weiß, was sie will, hat sich auf von Schicksalsschlägen nicht zerbrechen lassen und gibt Anna einen gewissen Halt. Ihr Vater dagegen ist ein Machtmensch, der einsame Entscheidungen fällt und immer seinen Kopf durchsetzen will.

Der Schriftstil des Buches ist angenehm lesbar. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören für mich die gut herausgearbeiteten Dialoge. Insbesondere die Gespräche zwischen Anna und Kephas gehen in die Tiefe des Glaubens. Im Gegensatz zu Mamma Moses kennt Kephas auch Zweifel und widerstreitende Gefühle beim Nachdenken über Gottes Handeln. Sein Glaubenskampf ist jeder Zeit nachvollziehbar. Christen werden in Europa verfolgt und suchen Zuflucht in Afrika. Im Buch kehrt sich also unsere gegenwärtige Lage also um. Interessant ist in dieser Beziehung die Reaktion der Afrikaner. Wer mehr darüber wissen möchte, darf gern das Buch lesen. Sehr gut dargestellt wird Annas Situation. Nach Mitteleuropa, das ihre Heimat ist, kann sie nicht zurück, in Afrika ist sie noch nicht angekommen. Sie hat Not und Hunger kennengelernt und deshalb Probleme mit dem großzügigen Umgang der Jugendlichen in Afrika mit Nahrungsmittel. In ihr brodelt zunehmend Wut. Sehr gefühlvoll wird die Urlaubsreise ans Meer beschrieben. Die Autorin findet treffende Metapher, um auszudrücken, wie die Weite auf Anna wirkt. Beeindruckt ist sie auch von der Ausdruckskraft der Afrikaner im Gottesdienst. Hier wird Glaubensfreude erlebbar und ausgelebt. Nach und nach erfährt Anna die Vorgeschichten von Kephas und ihren Vater. Allerdings ist es die Mutter, die sie über die Zusammenhänge aufklärt. Es gibt viele Situationen, wo Annas latente Angst spürbar ist. Die Erlebnisse lassen sich nicht von jetzt auf gleich abstreifen.

Das Cover mit Anna in der afrikanischen Wüste passt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer spannenden Handlung werden Grundfragen des Glaubens berührt und unterschiedliche Standpunkte ausdiskutiert.