Rezension

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Die Schöne und das Biest neu erfunden

Das Biest in ihm - Swantje Berndt

Das Biest in ihm
von Swantje Berndt

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext
Im Rausch der Gefühle wird Vincent zu einem Wesen, das er weder kontrollieren noch bezwingen kann. Er zieht sich zurück, um allen Verlockungen des Lebens zu entsagen. Doch das Schicksal führt ihn zu einer Frau, die sowohl das Biest als auch den Mann in ihm bis aufs Äußerste reizt. 

Nina lebt mit ihren Brüdern in einer Gemeinschaft von Gestaltwandlern, die dafür sorgen, dass sie unentdeckt bleiben und Recht und Ordnung aufrecht erhalten. Als sie Vincent findet, gibt ihr Anführer ihm eine letzte Chance auf ein normales Leben. Niemand ahnt, dass Nina selbst durch das Erbe ihres Vaters in den Leidenschaften ihrer Nachtseite gefangen ist. 

Zwischen seinen Gefühlen zu Nina und den grausamen Bedürfnissen des Biestes hin und her gerissen, muss sich Vincent einem Kampf stellen, der sich nicht nur in seinem Innern, sondern mehr und mehr zwischen den Fronten zweier verfeindeter Gemeinschaften auszubreiten beginnt.

Meine Meinung
Die Ereignisse im Buch nehmen rasant Fahrt auf. Ohne Vorwarnung wird man ins Geschehen geworfen. Es gibt nichts einleitendes, was den Leser in die Geschichte hilft. Von der ersten Seite an wird man dem Biest gegenüber gestellt. Doch so sehr man auch versucht das wahre Äußere dieser Bestie ins Auge zu fassen, will es nicht gelingen. Immer wieder präsentiert sie sich nur teilweise oder verborgen hinter den Gesichtern schöner Männer.
Eines der Biester verbirgt sich im Inneren des Künstlers Vincent. Er hasst und fürchtet die Bestie, denn sie zerstört sein leben. Seine eigene Mutter fürchtete ihn, weshalb er den Kontakt abgebrochen hatte. Körperliche Nähe zu einem geliebten oder begehrten Menschen ist unmöglich, denn die Krallen beginnen dann sofort zu schaben, die Instinkte der Wildnis fordern ihren Tribut. Da Vincent eigentlich niemanden verletzen will, bleibt ihm nur ein Leben in Einsamkeit. Es schient schon beinahe ein Wunder, dass Paul heil mit ihm leben kann. Als er Nina begegnet, findet er jemanden, den er lieben will. Sie scheint die Einzige zu sein, die das Biest zähmen kann, weshalb er sich umso mehr nach ihr sehnt. Um bei ihr sein zu können, begibt er sich auf einen gefährlichen Weg. Versagt er, wird er sein Leben verlieren.
Nina wird ihr Leben lang von einer Leidenschaft aufgefressen, die sie einfach nicht ausleben kann. Als sie Vincent begegnet und er etwas an ihr knabbert, fühlt sie sich elektrisiert. Sie weiß, dass er ihr geben kann, wonach sie sich verzehrt. Doch dann merkt sie, dass sich in diesem Mann mehr verbirgt, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Sie kennt die Bestien, denn der Großteil ihrer Brüder verbirgt eines in sich, sie kennt die Gefahr, die von ihnen ausgeht. Eigentlich wollte sie sich deshalb von Vincent fernhalten, doch ihr Herz lässt es nicht zu. Sie kann nicht anders, als ihm zu helfen. Sie will diesen Mann mit jeder Faser ihres Körpers, weshalb sie bereit ist der Gefahr zu trotzen.
Die Autorin hat ihren Charakteren viel Stärke und Mut gegeben, aber gleichzeitig zugelassen, dass sie Schwächen haben. So ist Vincent stur und verbissen darauf die Bestie zu kontrollieren, denn seine Angst vor der Einsamkeit ist gewaltig. Nina weiß was sie will, sie lässt sich nicht unterkriegen, doch gleichzeitig ist sie eine einfache Frau, die sich noch Liebe und Zuneigung sehnt. Diese gegensätzlichen Gefühle schaffen Sympathie. Sie geben den Charakteren Farbe und Fassetten, weshalb sie interessanter erscheinen.
Frustrierend fand ich hier die Tatsache, dass Nina sieben Brüder hat. Ich habe ja nichts gegen große Familien, aber dadurch bin ich einfach durcheinander gekommen. Besonders während der Kämpfe wusste ich irgendwann nicht mehr wer wohin gehört.
Zu Beginn war es auch schwierig nachzuvollziehen, was es mit der anderen Gruppe auf sich hat. Ab und zu tauchten einige Namen auf, deren Zuordnung vorerst unmöglich war. Erst nach und nach wird die Funktion dieser Gruppe offenbart, doch die Wahrheit führt schließlich zu einem völlig unerwarteten Ergebnis.
Eine Frage konnte ich mir selbst nicht beantworten: Warum leben die Brüder eigentlich in dieser alten Fabrik?
Die Beziehung zwischen Vincent und Paul ist ebenfalls verworren. Paul schient Vincent zu mögen, aber gleichzeitig fürchtet er ihn. Sie leben zusammen, doch jeder führt sein eigenes Leben. Paul sorgt sich um seinen Freund und wünscht ihm eigentlich alles Gute, doch er gefällt ihm ganz und gar nicht, wenn dieser mal eine Frau mitbringt. In dieser Sache kann er ihm nicht vertrauen. Doch so merkwürdig diese Beziehung auch sein mag, sie funktioniert. Die Männer sind irgendwie aufeinander angewiesen.
Alles in Allem hat die Autorin hier einen wunderbaren Roman geschaffen, der trotz mancher Verwirrungen sehr spannend ist.

Fazit
Ein Roman voller Gefühlsspannungen und faszinierender Charaktere. Angst und Liebe gehen Hand in Hand. Trotz mancher Punkte, die mehr ausgearbeitet hätten sein können, ein gutes und lesenswertes Buch.