Rezension

Die schwerste Entscheidung ihres Lebens

Das Ende ist erst der Anfang - Chandler Baker

Das Ende ist erst der Anfang
von Chandler Baker

Bewertet mit 5 Sternen

Mit "Das Ende ist erst der Anfang" habe ich mein neues Lieblingsbuch gefunden. In dieser Geschichte stimmt einfach alles.

Mit "Das Ende ist erst der Anfang" habe ich mein neues Lieblingsbuch gefunden. In dieser Geschichte stimmt einfach alles.

In Lakes Welt ist alles ganz genauso, wie in unserer, bis auf eine Sache: der Auferstehung. Die Medizin hat ein Verfahren entwickelt mit dessen Hilfe tote Zellen wieder komplett erneuert werden können. Das heißt, Tote können wieder auferweckt werden, egal unter welchen Umständen der Betreffende starb, oder wie lange er schon tot ist. Was das Verfahren nicht kann, ist Verletzungen an noch Lebenden zu heilen. Alles was tot ist, wird wieder lebendig, aber alles was noch lebendig ist, würde sterben.
Damit das Erwecken von Toten keine Überhand nimmt, darf jeder Mensch, nur einmal in seinem Leben eine Auferweckung durchführen, und zwar an seinem 18. Geburtstag.

In 23 Tagen wird Lake 18, und eigentlich war es für alle klar, dass sie ihren querschnittsgelähmten, aber noch lebendigen Bruder wieder als gesunden Mann "auferstehen" lassen wird. Doch dann passiert es, Lakes beste Freundin Penny, ihr Freund Will und sie haben einen schrecklichen Unfall. Penny und Will sind sofort tot.
Nun steht Lake vor der unlösbaren Frage, wen der dreien sie erwecken soll.

Ich fand die Frage, die ausweglose Situation und was die Autorin daraus macht, unheimlich faszinierend. Wie entscheidet man, wen man aus dem Jenseits wieder zurückholt. Und ist es in Ordnung das zu tun, nur weil man es kann? Was passiert mit der natürlichen Ordnung der Dinge und sind die Zurückgeholten noch die gleichen wie vorher.

Nach dem Unfall verwandelt sich Lakes Welt in einen wahren Albtraum. Alle bedrängen sie nun, sich für das Richtige zu entscheiden. Nur das für jeden das "Richtige" etwas anderes ist. Nicht nur die eigenen Eltern setzen sie unter Druck, auch die Eltern von Will und die von Penny appellieren jeweils an ihr Gewissen.
Dabei darf man nicht vergessen, dass doch auch Lake um die beiden trauert. Fast schon körperlich spürt man ihre Zerrissenheit. Als Leser kann man nur mit ihr mitleiden.

Überhaupt ist die Charakterzeichnung besonders bei Lake gut gelungen. Sie ist alles was eine gute Figur ausmacht, und so kann man sich gleich mit ihr identifizieren.
Sie flüchtet, wenn sie sich bedrängt fühlt. Sie forscht nach, weil sie ratlos ist. Sie freundet sich mit Ringo an, obwohl sie erst gar nichts von ihm hält, weil sie einsam ist. Sie legt sich mit ihren Eltern an, weil sie sich unverstanden fühlt. Sie wendet sich von ihrem Bruder ab, weil sie sich ausgestoßen fühlt.
Und weil das alles aus ihrer Sicht in der Ich-Form von ihr erzählt wird, ist man als Leser immer hautnah mit dabei und möchte ihr am liebsten sagen, dass am Ende alles gut wird, obwohl man das zu keinem Zeitpunkt hätte behaupten können.

Bis zum Ende kann man nicht sagen, wie sich Lake entscheiden wird. Und es gibt Wendungen im Geschehen, die habe ich nicht kommen sehen.

Warum das Buch für nur Mädchen und junge Frauen beworben wird, weiß ich nicht. Das Thema "Tot" geht doch alle was an, und das Buch ist so unfassbar spannend, die Jungs würden sich bei dieser Geschichte bestimmt nicht langweilen.
Für mich ist die Autorin Chandler Baker die Entdeckung des Jahres, ich hoffe sehr dass von ihr noch mehr so tolle Bücher erscheinen werden. Von mir jedenfalls gibt es eine klare Lese-Empfehlung.