Rezension

Die Seele einer chinesischen Mutter

Die Mutter
von Pearl S. Buck

Bewertet mit 5 Sternen

Pearl S. Buck erzählt in diesem Roman vom ganz alltäglichen Bauernleben einer verheirateten Mutter dreier Kinder in einem vorkommunistischen chinesischen Dorf.

Ein chinesisches Dorf der Zeit vor dem Kommunismus. Alltägliches Bauernleben, einfach und mit alten Traditionen. Eine junge verheiratete Frau mit drei Kindern. Vor diesem Hintergrund schildert Buck nicht nur die Ereignisse, die sich dort abspielen, sondern sie fängt auch sehr präzise das Innenleben der Mutter ein. Ihr Mann verlässt sie nach einem Streit. Um ihre Ehre vor den anderen Dorfbewohnern, die sich alle kennen, möglichst zu bewahren, lügt sie und erzählt ihnen - auch den Kindern - , ihr Mann sei in eine ferne Stadt gegangen, um eine bessere und gut bezahlte Arbeit zu finden. Sie unternimmt alles, um ihre Lüge zu untermauern, damit man ihr glaubt.

Buck lässt den Leser dabei nicht nur in die Traditionen des alten vorkommunistischen Lebens in China blicken; sie gibt uns vor allem einen tiefen Einblick in das Denken und Fühlen der Mutter, einen Blick in ihre Seele. Sie zeigt uns dadurch viel vom Wesen der chinesischen Menschen, deren Kultur uns fremd ist. Dies ist ihr außergewöhnlich gut gelungen.

Das Buch wirkt sanft auf mich als Leser, es breitet sich eine gewisse Stille aus beim Lesen. Dennoch wird es nie langweilig, weil Buck diese einfache Geschichte sehr intensiv erzählt. Durch ihre genaue Kenntnis der chinesischen Mentalität und ihre Fähigkeit, sich in fremde Schicksale einzufühlen, gibt sie dem Roman Lebendigkeit und Spannung.

Ein großartiges Werk. Ich habe das Lesen genossen.