Rezension

Die "Serenissima" und der Schwarze Tod

Die Heilerin von San Marco - Marina Fiorato

Die Heilerin von San Marco
von Marina Fiorato

Marina Fiorato ist in Venedig geboren (lebt aber mittlerweile in London) und hat Geschichte, Kunst und Literatur studiert. Beste Voraussetzungen also, wenn eine Autorin historischer Romane schreibt, deren Handlungsorte fast ausschließlich in Italien zu finden sind.

Wir schreiben das Jahr 1576, als sich das Leben der jungen Feyra für immer ändern soll. Diese ist in Konstantinopel im Sultanspalast Topkapi als Heilerin tätig, als sie von einer Sterbenden mit einer schwierigen Aufgabe betraut wird. Sie soll nämlich an Bord eines Schiffes gehen, das nach Venedig segelt, um die Pläne des machthungrigen Sultans Murad zu vereiteln. Dieser streckt bereits die Hände begehrlich nach der Lagunenstadt aus und bringt deshalb den „Schwarzen Tod“ nach Venedig, um die Verteidigungslinien zu schwächen.

Die Seuche breitet sich rasant schnell aus und der Doge gibt deshalb den Bau einer monumentalen Kirche in Auftrag, da er die Pest als Strafe Gottes ansieht und diesen gnädig stimmen möchte. Feyra ist da wesentlich realitätsorientierter und sucht den Kontakt zu dem Mediziner Annibale Carson, dem sie auf der Pestinsel bei der Betreuung der Erkrankten hilft. Während der gemeinsamen Arbeit kommen die beiden sich näher, aber nicht nur Feyra, sondern auch Annibale hat Geheimnisse.

Marina Fiorato schreibt vornehmlich für die weibliche Leserschaft, weshalb in ihren Romanen immer eine außergewöhnliche Frauenfigur im Mittelpunkt der Handlung steht und eine Romanze natürlich auch nicht fehlen darf. Aber, und da kommt die Historikerin durch, als Ausgangspunkt für ihre Geschichten nimmt sie reale Ereignisse, wie die Pestepidemie in „Die Heilerin von San Marco“, und zusätzlich auch noch historische Persönlichkeiten, in diesem Fall Andrea Palladio, den bekannten Baumeister.

Des Weiteren fügt sie viele Details aus dem Alltag und dem Leben der damaligen Zeit ein, sodass sich während der Lektüre Bilder der von dem „Schwarzen Tod“ gebeutelten  „Serenissima“ im Kopf des Lesers festsetzen und man einen Eindruck nicht nur von den Lebens- sondern auch von den Sterbensumstände in diesen Wochen bekommt.

Die Autorin erzählt faktenreich und spannend mit großem emotionalen Engagement und dem Gespür für das richtige Timing – wem der Sinn nach einem schönen Schmöker steht, kann hier beruhigt zugreifen und wird nicht enttäuscht werden!