Rezension

Die Sorgen einer Mutter: Mitten aus dem Leben

Wir holen alles nach - Martina Borger

Wir holen alles nach
von Martina Borger

Bewertet mit 4 Sternen

Ein spannender Roman über den alltäglichen Kampf einer überforderten Mutter, der viele soziale Aspekte aufgreift und zum Nachdenken anregt.

„Sie kann nicht an seiner Seite sein, sich nicht vor ihn stellen, ihn nicht beschützen vor den Grausamkeiten eines Kinderlebens.“ Ein Satz, den wohl jede Mutter kennt und gewiss auch schon mal durchlebt hat. Mütter wollen ihre Kinder vor dem realen Leben schützen, in dem das Kinder eben nicht in Watte gepackt ist, wie im mütterlichen Schoss. Beschützen vor den Bedrohlichkeiten des Alltags. Und das will auch Sina.

Sina ist die Mutter von Elvis, einem herzigen, sensiblen Achtjährigen, der vielleicht etwas kleiner und schwächer ist als seine Altersgenossen. Viele Jahre hat sich Sina als Alleinerziehende um den Sohn gekümmert, doch seit Kurzem hat sie ihren Partner zur Unterstützung. Als Patchworkfamilie sind sie nun endlich zusammen gezogen. Dennoch wird Sina weiterhin von finanziellen Sorgen und dem uns allen bekannten Zeitproblem geplagt. Nämlich, dass sie neben Haushalt und Arbeit kaum Zeit fürs Kind hat. Zum Glück bekommt sie Hilfe von Ellen, einer engagierten älteren Dame, die auch noch einen Hund hat. Und Elvis liebte Hunde. Ein Perfect Match also. Doch schon bald geschieht dem Jungen etwas Schreckliches. Etwas das Eltern fürchten. Und Sina kann ihr Kind nicht schützen. Droht die Patchworkfamilie daran kaputt zu gehen?

Martina Borger, die Autorin von „Wir holen alles nach“ arbeitet als Journalistin und Dramaturgin. Und das spürt man als Leser. Von Anfang bis zum Ende der Geschichte schafft es Borger eine dramatische Spannung aufzubauen und das, obwohl der Roman einzig den Lebensalltag zweier Familien porträtiert. Doch genau darin liegt seine Stärke. Die vermeintlich alltäglichen Banalitäten eines Lebens regen zum Nachdenken an. Der Schreibstil ist nüchtern, unaufgeregt, leise. Die Figuren sind greifbar und dennoch entwickelt man als Leser eine gewissen Distanz. Einzig mit Elvis fiebert man mit, möchte, dass es ihm gut geht.

Ein wirklich spannender Roman, mitten aus dem Leben – aus dem alltäglichen Kampf einer überforderten Mutter – gegriffen, der viele soziale Aspekte aufgreift und zum Nachdenken anregt.