Rezension

Die Suche nach einem Mörder

December Park - Ronald Malfi

December Park
von Ronald Malfi

Bewertet mit 5 Sternen

Die Idylle der kleinen Stadt Harting Farms wird im Herbst 1993 vom Verschwinden mehrerer Kinder getrübt. Anfangs denkt die Polizei an Ausreißer, bis die Leiche eines Mädchens im Wald gefunden wird. Angelo und seine Freunde nehmen selbst die Ermittlungen auf und geben sich ein Versprechen, das ihr Leben in Gefahr bringt.

„December Park“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der für Gänsehaut auf mehreren Ebenen sorgt. Spannend geschrieben lässt er die Seiten fliegen, kriecht unter die Haut, während er die Seele streift, und lässt den Leser in einen beklemmenden Sog aus Düsternis verschwinden.

Autor Ronald Malfi lädt in das kleine Städtchen Harting Farms in den 1990er-Jahren ein. Nirvana ist gerade am Höhepunkt, die Menschen sind vom Irak-Krieg erschüttert und ein Serientäter hat sich auf die Jagd nach Kindern gemacht.

Anfangs werden die verschwundenen Kinder als Ausreißer abgetan, weil es keine Hinweise auf Verbrechen gibt. Erst als die Leiche eines Mädchens im Wald gefunden wird, ist klar, dass es jemand auf die Kinder in Harting Farms abgesehen hat.

Mittendrin in dieser beklemmenden Atmosphäre ist der Teenager Angelo Mazzone damit beschäftigt weiterhin Kind zu sein, obwohl der Erwachsene in ihm langsam zum Vorschein kommt. Er radelt mit seinen Freunden durch die Gegend, sieht sich Horror-Filme an, und schwänzt den Unterricht, wenn ihm der Sinn danach steht. Trotzdem ist er ein Junge, bei dem die Welt schon mehrmals die Zähne gezeigt und zugebissen hat.

Als er mit dem neuen Nachbarsjungen Adrian Freundschaft schließt, beschließt seine Jungs-Truppe, selbst dem Kinder entführenden Piper auf die Spur zu kommen. Damit fängt ein gewagtes Abenteuer an, weil schnell ernst aus dem Spiel werden wird.

Angie nimmt den Leser an der Hand und zieht ihn in ein beklemmendes Jahr seiner Kindheit, das aus spannenden Spielen, wilden Rennen und einer äußerst realen Gefahr besteht. Die Jungs merken, dass sie dem Piper nahe sind und erkennen, dass sie sich ebenso in sein Blickfeld bewegt haben.

Die Atmosphäre ist beeindruckend und einnehmend beschrieben. Von der ersten Seite an war ich gebannt und gefangen, obwohl die Leichtigkeit der Jugend in der Boshaftigkeit der Realität verschwindet. Keiner der Jungs hat es wirklich leicht, sie knabbern allesamt an ihren Wunden, während sie ihre Freundschaft zu etwas Besonderen macht.

Ronald Malfi beschreibt gruselige Orte, brenzlige Situationen und brachte mich nachts um den Schlaf, weil ich wissen musste, was als Nächstes passiert. 

Die Handlung ist fesselnd aufgebaut. Die Jungs suchen nach dem Piper und gehen allen möglichen Spuren nach. Man rätselt mit ihnen, wie welches Puzzleteilchen passen könnte, wer auf der Verdächtigenliste fehlt und mehrmals bekam ich Herzrasen, weil ich den Atem des Pipers in ihrem Nacken ahnte. 

Das Ende war eine extreme Überraschung für mich, was Malfi genial eingefädelt hat. Die Handlung endet mit einem Knall während die Coming-of-Age-Geschichte von Angie mit einem bittersüßen Nachgeschmack schließt. 

Ronald Malfi hat mich mit der bedrückenden Atmosphäre und der fesselnden Handlung kaum von der Seite seines Protagonisten weggebracht. Ich habe mit „December Park“ ein Lese-Highlight erlebt und denke, dass es andere Leser ebenso packen wird.