Rezension

Die vergessenen Kinder

Kinderland - Richard Lorenz

Kinderland
von Richard Lorenz

Bewertet mit 4 Sternen

Zunächst einmal vielen lieben Dank an Richard Lorenz für das Buch und die Möglichkeit, an einer Leserunde teilzunehmen. 

Zum Inhalt: 
Ein leeres Kinderzimmer, ein Fotoalbum mit Lücken, ein vergessener Name, eine Familie ohne Erinnerung … 
Normalerweise gleicht der Verlust eines Kindes einem Albtraum. Nicht so in dem Ort, wo die Schrecken vergangener Zeiten das Kinderland schufen. Dort bestimmt dieser Albtraum das Leben der Menschen. Tag für Tag. Und den Tod. Nacht für Nacht. 
Schlaft, Kinderlein, schlaft. 

»Erinnern Sie sich an Ihre Kindheit? Das ist gut, denn Sie werden jeden Glauben brauchen, den Sie noch finden können. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Siebzigerjahre, an die heißen trockenen Sommer. An die merkwürdigen Himmel. Wenn nicht, dann hören Sie mir einfach zu. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, Sie wären in einer Stadt groß geworden, in der Kinder verschwinden.« 
Wie regensatte Wolken schwebt das Unheil über einer kleinen Stadt im Süden Deutschlands. Kinder verschwinden nicht einfach, sie gehen verloren. Kein Mensch erinnert sich an sie, es ist, als wären sie nie geboren. Nur einer weiß, wo sie zu finden sind. Im Kinderland, dort, wo der alte Murr in seinem Haus über dem Grabhügel thront. Einem Ort, der geschundene Körper sammelt und unschuldige Seelen befreit. 
Warum dies alles geschieht, weiß kein Mensch. Nur einer macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Begegnen wird er den Geistern der Vergangenheit. Und den Toten von morgen. 

Meine Meinung: 
Das Cover ist unheimlich und passt daher absolut super zur Geschichte. Die Kinderhand, die sich aus dem Grab reckt, ist für das Cover noch das I-Tüpfelchen. 

Richard Lorenz führt uns mit diesem ersten Teil der Kinderland-Reihe in eine Welt voller Vergessenheit. 
Man lernt die Kinder Christoph, Alfons, Sara und Robert kennen und ihre gestörten Familienverhältnisse. Die Atmosphäre ist düster und bedrückend. Man steht als Leser hilflos daneben. Was geschieht mit den Kindern? Wo kommen sie her und wo gehen sie hin? Man lässt sich von der Stimmung anstecken, so dass man sich fast selbst fragt... Ja, was? Kinder? Ja, es ging um Kinder. Oder? 

Herr Lorenz' Schreibstil ist absolut überzeugend und für mich einzigartig. Er verwendet häufig kurze Sätze und verleiht der deprimierenden Stimmung noch mehr Tiefe. 

Ich vergebe nicht ganz die volle Punktzahl, weil noch viel zu viele Fragen offen bleiben und die einzelnen Passagen ein kleines Durcheinander in meinem Kopf verursacht haben. Dennoch werte ich dies nicht negativ, sondern weiß, dass ich mir den nächsten Teil auf jeden Fall nicht entgehen lassen werde. Zu viel ist versteckt im Nebel und muss enthüllt werden.