Rezension

Die Vielschichtigkeit der Viren

Warum erschuf Gott die Viren? -

Warum erschuf Gott die Viren?
von Mirjam Schilling

Bewertet mit 4 Sternen

„...Vermenschlichungen täuschen uns nämlich manchmal darüber hinweg, was Viren eigentlich sind. Viren sind eben keine menschlichen Wesen. Eigentlich nicht einmal Lebewesen. Denn nach der biologischen Definition ist ein Virus im Gegensatz zu einem Bakterium nicht lebendig...“

 

Diese Sätze finden sich im ersten Kapitel eines Buches, das uns in die Welt der Viren führt, aber auch theologische Themen streift. Der fasst provokative Titel relativiert sich, wenn man dem Sachbuch Seite für Seite folgt.

Die Autorin ist Virologin in Großbritannien und hat außerdem Theologie studiert. Sie weiß also, worüber sie schreibt.

In zehn Kapitel erfahre ich als Leser eine Menge Neues über die Viren. Dabei liegt in einigen Kapitel der Schwerpunkt auf der wissenschaftlichen Betrachtung des Themas, in anderen auf der theologischen Seite.

Logischerweise sind die wissenschaftlichen Ausführungen faktenbasiert. Natürlich gibt es noch offene Fragen – und die werden konkret angesprochen. So kennt man momentan drei Theorien über die Entstehung der Viren im Laufe der Evolution.

Anhand vielen anschaulicher Beispiele wird erläutert, wie Viren in den Körper eindringen, sich darin vermehren und gegebenenfalls Schaden anrichten. Gleichzeitig wird dem die Reaktion des Immunsystems gegenüber gestellt.

Anfangs steht die Frage, was Leben ist. Das deutet sich schon im obigen Zitat an. Auf humorvolle Art nähert sich die Autorin dem Thema.

 

„...Man sollte meinen, dass es ziemlich einfach sein sollte, etwas Lebendiges von etwas Totem zu unterscheiden. Ein Stein ist tot, meine Zimmerpflanze lebt – zumindest im Optimalfall. Dank meiner kurzen Aufmerksamkeitsspanne für das Gärtnern ist das leider nicht immer ganz richtig...“

 

Man weiß, dass Viren die Menschheitsgeschichte von Anfang an begleitet haben. Mittlerweile kennt man auch positive Wirkungen der Viren im menschlichen Organismus. Die versucht sich die moderne Medizin zunutze zu machen.

Natürlich trägt das Thema Viren auch die Frage nach dem von ihnen verursachten Leid in sich. Dieser Frage nähert sich die Autorin vom christlichen Standpunkt. Dabei geht sie auch auf unsere Verantwortung ein. Sich die Welt untertan zu machen, heißt eben nicht, sie gnadenlos auszubeuten, sondern sie für die Nachwelt zu verwalten.

Zwei Aspekte im Buch haben mich besonders angesprochen. Zum einen geht es darum, Wissenschaft besser zu kommunizieren.

 

„...Wir haben in der Pandemie gesehen, wie wenige überhaupt noch Grundverständnis davon haben, wie Wissenschaft funktioniert, wer beteiligt ist und wie Entdeckungen gemacht werden...“

 

Zum anderen geht es um das Verhältnis von Wissenschaft und Glaube. An vielen Beispielen zeigt sie, wie beide sich gegenseitig bereichern können. Und nur so kann es gehen. Ein Gegeneinander ist nicht mehr zeitgemäß.

Im Anhang gibt es zu jedem Kapitel einige Fragen, die die Ausführungen ergänzen und zum Weiterdenken anregen sollen.

An den dafür möglichen stellen werden Bilder eingefügt, die das Gesagte veranschaulichen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier werden auf allgemeinverständliche Art schwierige Zusammenhänge dargelegt.