Rezension

Die Wahrheit um jeden Preis

Eine Frau will Gerechtigkeit - Wilkie Collins

Eine Frau will Gerechtigkeit
von Wilkie Collins

Bewertet mit 4 Sternen

Valerias Eheglück hält nur ein paar Tage bevor das düstere Geheimnis ihres Mannes Eustace alles zerstört: Er war des Giftmordes an seiner ersten Frau angeklagt und nur aus Mangel an Beweisen mit einem schottischen Urteil – „Nicht bewiesen“ – in die zweifelhafte Freiheit einer Gesellschaft entlassen, die ihn längst schuldig gesprochen hat. Eustace reagiert auf Valerias Entdeckung mit Flucht, doch Valeria lässt sich nicht entmutigen. Aus Liebe zu ihrem Mann macht sie sich gegen alle Widerstände daran, seine Unschuld zu bewiesen und das Glück ihrer Zukunft zu retten.

Von Wilkie Collins-Romanen verspreche ich mir immer einiges. Mystery-Flair und faszinierende Geheimnisse, interessante und skurrile Charaktere und eine packende Geschichte. Dieses Buch hat mich in einigen Punkten sehr enttäuscht. Von Mystery keine Spur, faszinierende Geheimnisse – rudimentär, skurrile Charaktere – ja, allerdings weit über das Ziel hinausgeschossen, sodass faszinierend schnell zu abstoßend wurde.

Fesselnd erzählt ist die Geschichte, trotz einiger Längen, dennoch, allerdings auf eine völlig andere Art als „Der Monddiamant“, „Jezebels Tochter“ oder „Die Frau in Weiß“. Für einen Collins ist mir der Ton zu reißerisch und Valerias Gejammer und Gezeter fing irgendwann an mich zu nerven.

Der Schluss hat mich nach den vielen unheilschwangeren Ankündigungen und düsteren Prophezeiungen schließlich enttäuscht. Er ist logisch, in sich schlüssig und ein zweifellos passendes Ende, aber es passt nicht zum Unterton des Romans.

Wilkie Collins kann es definitiv besser. Seine Mystery-Romane sind um Längen packender. Mit „Eine Frau will Gerechtigkeit“ liegt ein solider Krimi vor, der mit der weiblichen Detektivin sicherlich ein Meilenstein in der Weltliteratur ist, aber von Collins habe ich noch ein bisschen mehr erwartet.

Zwischen 3 ½ und 4 Sternen – wer Wilkie Collins-Romane mag, sollte den hier nicht verpassen. Wer sich zum ersten Mal an ihn wagen will, sollte zu einem seiner anderen Bücher greifen.