Rezension

Die Welt vor dem Labyrinth - ein absolut fesselndes Endzeit-Szenario!

Die Auserwählten - Kill Order - James Dashner

Die Auserwählten - Kill Order
von James Dashner

Zitat:
„Nadeln bohrten sich in seine Haut, spitze Enden von Ästen zerrten an seinen Kleidern und schrammten über sein Gesicht. Sie fühlten sich an wie Knochenhände, die ihn festhalten und in den Abgrund ziehen wollten.“
(S.46)

„Dann kamen die Träume. Lebhafter als je zuvor. Als wäre seine extreme Erschöpfung der perfekte Nährboden.“
(S.231)

Inhalt:
Unerwartete Sonneneruptionen treffen die Erde mit brachialer Gewalt. Die Menschen haben keine Chance, sich vor Hitze und Radioaktivität zu schützen. Viele sterben qualvoll.

Mark und Trina haben die Katastrophe überlebt. Gemeinsam mit weiteren Überlebenden ziehen sie durch die verwüstete Landschaft in der Hoffnung, einen sicheren Platz zu finden. 
Plötzlich scheint die Rettung nah, ein Luftschiff nähert sich ihnen. Doch ihre Hoffnungen werden jäh zerschlagen. Ihre Gemeinschaft wird mit Pfeilen beschossen, die einen Virus enthalten. Die Aussichtslosigkeit ihrer Lage wird schnell klar. Denn das Virus mutiert und breitet sich rasant aus. Menschen verlieren den Verstand und werden aggressiv. Niemand ist mehr sicher. Und die Zeit läuft ihnen davon, denn es scheint keine Heilung zu geben.

Meinung:
Als ich gehört habe, dass mit „Kill Order“ ein Prequel zur Maze-Runner-Trilogie erscheinen wird, wusste ich sofort, dass ich es lesen muss. Die Trilogie hatte mir sehr gut gefallen und deshalb war ich neugierig auf die Welt davor.

Schon mit dem Prolog schaffte es James Dashner, mir dieses Maze-Runner-Feeling nahezubringen. Gespannt blätterte ich weiter durch die Seiten.

Nach dem Prolog wurde ich dann ziemlich schnell förmlich in die Geschichte geworfen. Die wichtigsten Charaktere lernte ich auch unmittelbar kennen. Protagonist Mark begleitete mich natürlich von Beginn an. Schnell habe ich mich zudem in die Welt hineingefunden. 
Der Autor hat hier eine wirklich bedrückende Atmosphäre geschaffen, die ich spüren und fühlen konnte. Schon mit dem Sonneneruptionsszenario konnte er mich schocken, den Einsatz eines Virus‘ in dieser an sich schon zerstörten Welt mit wenigen Überlebenden fand ich dann allerdings mehr als erschreckend. Die Gründe für so ein Vorgehen blieben natürlich vorerst im Unklaren. Später wurde ich aufgeklärt, war schier entsetzt über diese nüchterne Möglichkeit. 

James Dashner hat seine Geschichte in Vergangenheitsform aus dritter Person erzählt. Absolut gelungen fand ich eingebaute Kapitel, die direkt aus der Zeit der Katastrophe berichten und mit deren Hilfe ich wirklich jede Einzelheit davon erfahren konnte. Diese Kapitel wurden in der Gegenwartsform geschrieben. Wie gewohnt war der Schreibstil des Autors flüssig und gut zu lesen. Ihm gelang es mit „Kill Order“ von Anfang bis zum Ende, mich in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Ein ums andere Mal schaffte es James Dashner mit seinen Handlungsabläufen, mir Schauer aufgrund enthaltener Gewalt und Beklemmung über den Rücken laufen zu lassen. Besser kann man so eine Geschichte kaum schreiben.

Mit dem Protagonisten hat der Autor eine sehr gute Wahl getroffen. Mark wird nicht als der gutaussehende Alleskönner beschrieben. Vielmehr hat auch er seine Schwächen, die er jedoch mehr und mehr verdrängen kann. Den Menschen, die er liebt und denen er vertraut, steht er bedingungslos zur Seite und setzt dabei selbst sein Leben aufs Spiel. Gefahren werden für Mark zur Nebensache, wenn diese Menschen bedroht sind. 

Auch Trina war mir sofort sympathisch. Von Kindesbeinen an ist sie mit Mark befreundet. Wahrscheinlich deshalb hat sie zumindest bis zur Katastrophe nicht bemerkt, dass ihr Freund mehr für sie empfindet. Wenn man denn irgendetwas Optimistisches aus diesem apokalyptischen Szenario ziehen kann, dann ist es die Beziehung von Trina und Mark, die nach dem Ereignis sehr eng geworden ist. Eine überbordende Lovestory muss man hier aber auf jeden Fall nicht befürchten, sie ist sehr gut in die Handlung eingebettet.

Besorgniserregend empfand ich vor allen Dingen, dass der von James Dashner gezeichnete Entwurf alles andere als unrealistisch erscheint. Man kann nur hoffen, dass wir alle lange von so einer Katastrophe verschont bleiben. Was in und mit den Menschen passieren kann, wird in „Kill Order“ eindrucksvoll dargestellt.

Wieder einmal hat der Autor eine Geschichte geschaffen, die mich mitreißen und fesseln konnte, die verschiedenste Emotionen in mir hervorrief und einen hohen Spannungslevel mitbrachte. Ich konnte die Geschichte genießen, mich mit den Charakteren allerlei Gefahren stellen und erlebte Enttäuschungen und Verzweiflung. 

Ein treffenderes Ende hätte James Dashner kaum gestalten können. Ich kann zumindest so viel verraten, dass die Geschichte in sich abgeschlossen ist. Spätestens nach „Kill Order“ hätte ich nun definitiv Lust auf die Maze-Runner-Trilogie bekommen. 

Urteil:
„Kill Order“ konfrontierte mich mit sämtlichen Grausamkeiten, die eine apokalyptische Welt zu bieten hat. Ich litt, hoffte und trauerte mit den Charakteren, ich war schockiert und entsetzt. Meine spannenden Lesestunden belohne ich deshalb mit 5 Büchern.

Für alle, die Herausforderungen annehmen, Rückschläge verkraften können und in Wut und Trauer die Hoffnung nie aus dem Blick verlieren.

Die Reihe:
0,5 (Prequel) Kill Order
1. Die Auserwählten - Im Labyrinth 
2. Die Auserwählten - In der Brandwüste 
3. Die Auserwählten - In der Todeszone 

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