Rezension

Die Welterklärerin

Von Wagemut, Irrtum und Verblendung -

Von Wagemut, Irrtum und Verblendung
von Franziska Augstein

Inhalt:

Von Wagemut, Irrtum und Verblendung: Einblicke in politöokonomische Schlamassel von Franziska Augstein ist eine sozio-ökonomische Bestandsaufnahme der letzten vier Jahre.

Das Buch enthält eine Auswahl von Kolumnen, die Franziska Augstein für das Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung geschrieben hatte. Diese wurden dramaturgisch und stilistisch überarbeitet. Zielsetzung des Werks ist es, Einblicke in die Mechanismen unseres Wirtschaftsgeschehens zu vermitteln.

Das Buch erzählt kunstfertig, aber auch beklemmend, von den Abgründen und Untiefen in den Cheftagen von Wirtschaft und Politik. Die Autorin kennt die Praxis der Wirtschaft und der Politik anscheinend sehr gut. Wir erfahren, wie der Lebensbereich der Wirtschaft oft einen Riss in die Psyche des Menschen und die Gesellschaft treibt.

 

Eigene Meinung:

„It's the economy, stupid!". Mit diesem Slogan gewann Bill Clinton 1992 die US-Präsidentschaftswahlen. Gemeint war damit, dass die Wirtschaftslage Wahlen entscheidet; sie geht uns alle an, weil sie direkt oder indirekt unser Leben beeinflusst. Wir alle nehmen am Wirtschaftsleben teil, weil wir sparen, arbeiten und konsumieren.

Wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, ist daher erforderlich, um Neuigkeiten zu begreifen und einzuordnen. Wir leben in hektischen Zeiten. Um hier nicht den Überblick zu verlieren, müssen wir, und das ist kontraintuitiv, unsere Informationskanäle entbeschleunigen. Bücher sind daher kein überflüssiger Anachronismus, wie auch das vorliegende Werk zeigt, und haben auch im 21. Jahrhundert ihren Platz.

Augstein präsentiert keine News, und hilft gerade daher weiter. Sie ist eine Welterklärerin, die die einzelnen “ Nachrichten“ an ihrem richtigen Ort platziert und in einen Kontext einbettet.

Sie entpuppt sich als kunstfertige Erzählerin, die den Leitspruch “Alles ist Wirtschaft“ auf den Lippen trägt.

 

Fazit:

Von Wagemut, Irrtum und Verblendung: Einblicke in politöokonomische Schlamassel von Franziska Augstein vermittelt einen Einblick in die Ökonomisierung in der Zeitgeschichte.

Augstein will dabei alles andere als abstrakt schreiben. Das Buch ist zwar eine durchaus komplexe Abhandlung zu den angesprochenen Themen, aber auch mit philosophisch/historisch aufgeladenen Schilderungen in nüchterner Sprache, die manchmal die Tonalität eines Romans annimmt, verfeinert. Sie vermittelt Wissen und Werte, sie reduziert Komplexität. Kurz: Man wird durch das Buch nicht dümmer.

Wer sich zur Lektüre längerer Texte nicht mehr fähig oder gewillt fühlt, dem/der lässt sich dieses Buch insbesondere ans Herz legen. Informationsfülle wird hier auf relativ engem Raum komprimiert.