Rezension

diese Geschichte hat mich nicht mehr losgelassen

Als wir Charleston tanzten - Isabella Benz

Als wir Charleston tanzten
von Isabella Benz

Bewertet mit 5 Sternen

Frei durch die Berliner Nachtclubs tanzen – für Mary Lindbergh gibt es nichts Schöneres. Die Musik lässt sie die Geldprobleme vergessen und auch die Sorge um ihre alternden Eltern. In einem Tanzlokal auf dem Kurfürstendamm lernt sie 1927 Richard Dinten kennen, einen ehemaligen Offizier. Mit einem einzigen Charleston entfacht er in Mary ein bisher unbekanntes Feuer. Doch dann wird Marys Mutter schwer krank. Um sich ihre Krankenpflege leisten zu können, heiratet Mary den reichen Automobilverkäufer Friedrich Wirth. Aber sie kann Richard und den leidenschaftlichen Tanz nicht vergessen. Bei einer Veranstaltung im Adlon trifft sie Richard wieder, der inzwischen als Eintänzer in Berlins berühmtem Hotel arbeitet. Gegen jede Vernunft verlangt Mary, mit ihm zu tanzen. Der Tanz bleibt nicht ohne Folgen, denn schon bald muss Mary feststellen, dass nicht nur der Charleston, sondern auch Richard eine gefährliche Versuchung darstellt …

Meine Meinung:
Da ich historische Romane lieben, war es natürlich keine Frage ob ich diesen lese oder nicht. Natürlich musste ich ihn lesen. 
Zuerst einmal muss ich hier zum Ausdruck bringen, wie viel Respekt ich vor Isabella Benz habe, da sie ja doch noch recht jung ist, aber die Zeit der 20er Jahre in Berlin so perfekt rüber bringt. Man spürt wie viel ihr an dieser Zeit liegt und beim Lesen könnte man meinen, sie hätte selber zu dieser Zeit gelebt.
Die Handlung ist absolut authentisch gestaltet und logisch nachvollziehbar. Wichtige geschichtliche und gesellschaftliche Fakten wurden hier gelungen integriert und aufgearbeitet. Die Geschichte wird aus wechselnden Erzählersichten geschildert und man erhält einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten. 
Isabella Benz Schreibstil ist klar, flüssig und toll zu lesen, so dass die Seiten nur so dahin fliegen und ich total enttäuscht war, als die Geschichte bereits zu Ende war. Ich hätte noch viel mehr von Mary und Richard lesen können.
Durch den Berliner Dialekt erhält die Handlung den nötigen Touch und damalige Wörter und Sätze verleihen noch mehr Realität und Authentizität.
Die Autorin schafft es, den Leser immer wieder vor unvorhersehbare Wendungen zu stellen und damit die Geschichte spannend zu halten. 
Die Charaktere sind mit viel Persönlichkeit und einer angenehmen Tiefe ausgestattet und man findet sich selber schnell in der Zeit wieder. 
Marianne, meist Mary genannt, ist eine sehr liebenswerte Person die für ihre Familie alles tut. Sie hat ein großes Herz, ist oftmals sprunghaft, aber sie lässt sich nicht gerne hinters Licht führen oder gar anlügen. Das merkt auch irgendwann ihr Mann Friedrich. Selbstgerecht trifft er Entscheidungen die Marys Familie betreffen ohne mit ihr darüber zu sprechen und verbaut sich so sehr viel. Trotz dieser Vorkommnisse war er mir nie unsympathisch oder gar verhasst. 
Richard, den Mary bei einem Tanz kennen lernt, geht ihr so schnell nicht mehr aus dem Kopf. Er hat nicht nur Marys Herz schnell erobert, sondern auch meins. Er kämpft um Mary und setzt dafür alles aufs Spiel. 

Fazit:
Man erlebt die Geschichte fast hautnah mit und kann sich ihr nicht entziehen. Tolle Charaktere, eine immer spannender werdende Handlung mit tollen und unverhofften Wendungen laden ins Berlin der 20er Jahre ein. Ein unbedingtes MUSS für Liebhaber von historischen Romanen.