Rezension

Dinge, die nicht zu erklären sind

Mord im Jenseits -

Mord im Jenseits
von Luc Winger

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Cold Case, garniert mit Übersinnlichem und Mystik, nicht nur eine berufliche, sondern auch eine charakterliche Herausforderung für Lucie

„Mord im Jenseits“ von Luc Winger ist bereits der 17. Band der St. Tropez-Reihe mit der Kommissarin Lucie Girard im Mittelpunkt.

Worum geht es?

Ein junges Studentenpaar gerät auf der Fahrt zur Großmutter in ein Unwetter, hat einen Unfall und gilt danach als vermisst. Als sie nach Tagen auftauchen, leiden sie unter Gedächtnisverlust bzw. halten sich für ein junges Paar, das vor 10 Jahren spurlos verschwand. Lucie Girard stößt bei ihren Ermittlungen auf Okkultismus, Séancen und so manches, was Illusion mit Realität verschwimmen lässt.

Der Schreibstil ist flüssig, die kurzen Kapitel sind mit Orts- und Zeitangaben versehen. Das französische Flair wird durch landessprachliche Begriffe und Redewendungen unterstrichen. Die Handlung spielt im Jahr 1977. Ich kenne die Serie fast seit Beginn und finde es stets interessant, die technische Entwicklung zu verfolgen, die auch bei der Polizeiarbeit Einzug nimmt – in diesem Band wird z.B. die Gründung einer Abteilung für Forensik erwähnt. Im Übrigen ist das Buch problemlos auch für Neueinsteiger verständlich und der Personenkreis ist überschaubar.

Obwohl dies bereits der 17. Band der Reihe ist, gelingt es dem Autor immer wieder zu überraschen. Mit diesem Krimi sogar mehrfach. Erstmals wird ein Cold Case aufgerollt, zudem ist die Thematik des Übernatürlichen, all die Mystik, die Auseinandersetzung mit Dingen, die real nicht zu erklären sind, für einen Krimi einmal etwas anderes und letztlich wird erst durch den Cliffhanger am Ende klar, dass die Story sich im nächsten Band fortsetzen wird.

Die im Krimi vorherrschende etwas unheimliche Stimmung, dieses nicht genaue Wissen, was nun Wirklichkeit ist und was Illusion, das Böse, das in der Vergangenheit geschah, das nun zutage kommt, die Fähigkeiten und Kräfte mancher Menschen, andere zu manipulieren, das alles macht die Spannung aus, die einen als Leser einfach packt. Noch dazu las ich das Buch ausgerechnet zu Halloween. Wie passend.

Was Lucies Charakter anbelangt, so macht sie eine interessante Entwicklung durch bzw. zeigen sich neue Facetten: die sonst klar blickende Kommissarin offenbart eine gewisse Empfindsamkeit Übernatürlichem gegenüber und sie, die für ihre Alleingänge bekannt ist, schätzt neuerdings die Unterstützung ihrer neuen Kollegin. Wie die Zusammenarbeit der beiden weiter wohl gedeihen wird?

Wieder einmal hat mich eine Story mit Lucie Girard begeistert. Auch ohne den fiesen Cliffhanger am Ende, hätte ich mich auf eine Fortsetzung gefreut, aber so kann ich diese kaum noch erwarten.