Rezension

Dirk Schümer kann viel, hat aber auch zuviel gewollt

Die schwarze Lilie -

Die schwarze Lilie
von Dirk Schümer

Bewertet mit 4 Sternen

Eine fast gelungene Mischung aus Historienroman und Krimi, die im letzten Drittel schwächelt

Den Einstieg fand ich holprig, weil mir der Prolog nicht gefallen hatte und ich ihn zu effektheischend empfand. Danach konnte mich der Roman allerdings sehr schnell begeistern. Ich mochte diese dichte Erzählweise, in der der Protagonist Wittekind alle möglichen Belange des Lebens im 14. Jahrhundert benennt und erklärt. Sei es die Lebensweise, die Politik, das Geschäft mit dem Geld, das fand ich alles sehr interessant, informativ und abwechslungsreich. Geschickt wurde der Anspruch, sowohl eine Kriminalgeschichte als auch einen historischen Roman zu bieten, erfüllt. Es war innerhalb der Geschichte immer ist Zeit, um ein bißchen von der Lebensgeschichte der Nebenfiguren und von der Zeit zu erfahren. Und trotzdem wurde auch die Kriminalgeschichte vorangetrieben. Ich fand das alles anfangs sehr geschickt abgestimmt. Dem Autor gelang es, detailreichzu schreiben, ohne dass man als Leser*in die Geschichte aus den Augen verlor. Ich hatte meistens das Gefühl, in der Geschichte genau an der richtigen Stelle zu sein. Im letzten Drittel allerdings kam dann ein Einschub, den ich als unpassend empfand. Ich denke, hier ging es dem Autoren darum, eine Homage an Umberto Ecco zu schreiben. Dafür wurden mehrere Kapitel geopfert, die nach meinem Empfinden störend waren. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Szenen, die ich reißerisch fand, mehr und mehr. Und die Geschichte war nicht mehr wohltuend verworren, sondern die Dramaturgie wirkte allmählich bemüht. Um Spannung aufzubauen, gibt es dann sehr schnell hintereinander Tote. "Tarantino-hafte Splatterszenen", welche der Klappentext ankündigt, empfand ich als effekthaschend und plakativ, obwohl ich viele Tarantino-Filme mag. Es hat mich auch einiges gestört, das zu reibungslos ging, oder offensichtlich unbeachtet blieb. Die Auflösung war für mich überraschend und das finde ich immer als angenehm, wenn man bei einem Krimi das Ende nicht kommen sieht. Insgesamt hat mir der Roman gefallen. Auch das schwächere letzte Drittel habe ich noch mit einem gewissen Vergnügen gelesen und ich kann mir vorstellen, dass ich sogar den ersten Wittekind-Roman "Die schwarze Rose" lesen würde.