Rezension

Dokumentarischer Tatsachenbericht, sehr schwer zu ertragen

Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume - Elisabeth Asbrink

Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume
von Elisabeth Asbrink

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Buch dokumentiert das Leben der jüdischen Familie Ullmann in den 1930er und 1940er Jahren in Wien. Nach der Annexion Österreichs wird das antisemitische Klima in Österreich immer bedrohlicher. Die jüdische Bevölkerung versucht, in andere Länder auszuwandern, doch diese machen schnell die Grenzen dicht.

Auch Schweden ist da keine Ausnahme. Zudem kommen noch Vorurteile und Ängste gegenüber den Juden hinzu, die von der schwedischen Partei SSS, die die nationalsozialistischen und rassistischen Ansichten der deutschen Nazis teilt, geschürt werden. Über schwedische christliche Missionare in Wien schafft es die Familie Ullmann, ihr einziges Kind Otto nach Schweden bringen zu lassen. Dort wechselt er zwischen Kinderheimen und schwerer Arbeit auf dem Land, während er gleichzeitig im Briefwechsel mit seinen Eltern steht, deren Lage in Wien immer schwieriger wird...

Zur selben Zeit schließt sich der junge Ingvar Kamprad, Nachfahre deutscher Einwanderer und späterer Gründer von Ikea, der SSS an...

Dieses Buch ist ein dokumentarischer Tatsachenbericht in Romanform. Die Autorin orientiert sich an erhaltenen Briefen, an Fotos und Interviews mit Überlebenden und Nachkommen der Familie. Der Erzählstil ist sehr objektiv und sachlich gehalten. Unsicher oder unvollständig erhaltene Informationen werden als solche gekennzeichnet, Vermutungen der Autorin deutlich gemacht.

Trotz oder wegen des Stils ist das Buch sehr eindringlich geschrieben und das Thema gut dargestellt. Man darf natürlich keinen Spannungsbogen oder überraschende Wendungen erwarten, so funktioniert die Realiät ja nicht.

Für Interessierte an Geschichte und Biografien sehr zu empfehlen. Mich hat das Buch sehr mitgenommen, eben, weil es um reale Menschen und Ereignisse geht.