Rezension

DoppelDenk

1984 -

1984
von George Orwell

Bewertet mit 5 Sternen

Im Jahr 1984 ist Winston Smith gerade noch 39 Jahre. Er arbeitet im Ministerium der Wahrheit, wo er Berichte aus der Vergangenheit so anpasst, dass sie den Gegebenheiten der Gegenwart entsprechen. Winston weiß, was er tut und er macht es trotzdem. Schließlich ist es sein Job. In der Zeit der totalen Überwachung auch durch den TeleSchirm, der in seiner Wohnung hängt, wagt es Winston nicht, zu widerstehen. Aber Winston erinnert sich noch an die alte Zeit, bevor der große Bruder alles sah und alles wusste. Seine kleine Rebellion besteht darin, ein Tagebuch zu führen und sich seine Gedanken nicht immer vorgeben zu lassen.

 

„1984“ ist sicherlich das bekannteste Werk von George Orwell. Beinahe prophetisch erscheint die Beschreibung eines totalitären Staates. Der Protagonist Winston Smith wirkt wie ein Hoffnungsträger, einer der Wenigen, die sich gegen das System stellen, wenn auch nur im Verborgenen. Langsam nimmt er sich größere Freiheiten heraus und fühlt sich erstmal gut. Ein Traum scheint in Erfüllung zu gehen, als eine junge Frau, die er flüchtig kennt, sich ihm anschließt. Teilt sie seine Überzeugungen? Oder geht es ihr mehr um eine Liebesbeziehung? Am liebsten möchte Winston die Zeit mit ihr einfach nur genießen.

 

Egal, ob man das Buch in Jugendjahren schon einmal gelesen hat oder ob man Winston Smith zum ersten Mal begegnet, dieser Roman hat nichts von seiner Wirkung verloren. Gerade in der heutigen Zeit, wo manipulative Kräfte in sogenannten sozialen Medien wirken und Wahrheiten nicht beschrieben, sondern kreiert werden, überkommt einem bei der Lektüre ob der Weitsichtigkeit, sei sie beabsichtigt oder nicht, des Autors das Gruseln. In einer Ära, in der vieles gespeichert werden kann und die Information durch Algorithmen gelenkt werden, sollten Romane wie dieser eine Pflichtlektüre sein, um wenigstens die aufzuwecken, die dafür offen sind. Die Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit und sie muss sich wehren können und dürfen. Kaum zu glauben, dass der Autor schon vor siebzig Jahren viel zu früh verstorben ist.