Rezension

Doppelgänger

Der dunkle Wächter - Carlos Ruiz Zafón

Der dunkle Wächter
von Carlos Ruiz Zafón

Bewertet mit 3 Sternen

Ein märchenhafter Schauerroman im klassischen Stil,jedoch m. einigen logischen Schnitzern u. konnte mich auch irgendwie so gar nicht packen.

Carlos Ruiz Zafóns großer Schauerroman
Cravenmoore – so heißt das geheimnisumwobene Anwesen, auf dem der Spielzeugfabrikant Lazarus Jann mit zahllosen seiner Konstruktionen lebt: mechanischen Menschen, die ihm Diener und Gesellschaft sind und ihn vor den dunklen Schatten seiner Vergangenheit bewahren sollen. Familie Sauvelle, die Lazarus aus seiner Einsamkeit reißt, weckt auch sein mörderisches Geheimnis aus jahrelangem Schlaf. Ein brutaler Mord reißt die Familie aus ihrem neuen Glück. Der Sommer an der blauen Bucht, der so strahlend begann, könnte ihr letzter werden...(Klappentext)

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Nach dem Tod ihres Mannes ist es um die Familie Sauvelle nicht gut bestellt, hat er ihnen doch Unmengen an Schulden hinterlassen.
Da kommt das Angebot des Spielzeugfabrikanten Lazarus Jann ganz recht. Simone Sauvelle und ihre beiden Kinder, die 15-jährige Irene und ihr jüngerer Bruder Dorian, ziehen in ein malerisches Dörfchen an der Küste der Normandie. Simone wird auf dem riesenhaften Anwesen Cravenmoore als Haushaltshilfe eingestellt.
So freundlich und sympathisch der Hausherr ist, so unheimlich ist auch sein Anwesen mit all seinen mechanischen und teils lebensgroßen Spielzeugen. Ebenso geheimnisvoll ist die Bedingung die dieser an die Familie stellt - niemals die Spielzeugwerkstatt und den Westflügel betreten, in dem seine schwerkranke Frau seit 20 Jahren lebt und niemand zu Gesicht bekommen soll.
Die Familie lebt sich schnell ein - Simone geht gewissenhaft ihrer Arbeit bei Lazarus nach, Dorian widmet sich seinem neuen Hobby Kartographie und Irene freundet sich mit der jungen Köchin Hannah an und erlebt ihre erste Liebe mit deren Cousin Ismael.
Als jedoch Hannah unter mysteriösen Umständen im Wald um Cravenmoore zu Tode kommt, ist es vorbei mit der Idylle. Ismael und Irene machen sich auf die Suche nach der Ursache für Hannah's Tod und diese führt sie in die dunkle Vergangenheit von Cravenmoore und seinen düsteren Geheimnissen.

Dieses Schauermärchen ist geprägt von einer poetischen Sprache und erinnert daher an so manchen klassischen Schauerroman.
Ohne blutige Gewaltszenen, dafür mit kleinen Schauerelementen und ruhig gehaltener Spannung, begleitet man die Protagonisten durch die Geschichte. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und die Geschichte gut durchdacht und schlüssig.

Man merkt jedoch, daß dies ein sehr frühes Werk des Autors ist, in dem sein Schreibstil noch nicht ganz ausgereift ist.
Dazu kommen noch diverse logische Schnitzer seitens des Autors - da ist es z.B. im Hochsommer um 20:00 tiefste Nacht, dann wirft der Mond glitzerndes und silbriges Licht auf das Meer und im nächsten Moment wirft auf einmal die untergehende Sonne einen blutroten Streifen auf dieses Meer - diese Beispiele könnten noch endlos weitergeführt werden.
Des Weiteren weist die Geschichte des Öfteren langatmige Stellen auf, aus denen der Autor einiges mehr hätte herausholen können und daher plätschert es manchmal nur so dahin.

Dies ist ein sehr früher Roman des Autor Carlos Ruiz Zafón und eigentlich der 3. Teil seiner "Nebel-Trilogie".
Weshalb der Verlag entschied zuerst diesen Teil zu veröffentlichen und nicht mit dem ersten Teil zu beginnen erschließt sich mir nicht und steht wohl in den Sternen des Verlaghimmels.

Fazit:
Der Klappentext kann leider nicht das halten was er verspricht - nämlich einen spannenden Schauerroman.
Die Geschichte plätschert manchmal nur so vor sich hin und konnte mich so gar nicht packen. Des Öfteren ertappte ich mich dabei, daß meine Gedanken abschweiften und ich, wie die Spielzeuge von Lazarus, nur mechanisch vor mich hin las.
Hinzu kommt der noch unausgereifte Schreibstil des Autors und diverse logische Schnitzer, welche mein Lesevergnügen trübten.
Jedoch erkennt man hier schon das Potenzial des Autors. Vor allem in der poetischen Sprache im klassischen Stil. Dies konnte mich, als Fan klassischer Gothicnovellen, begeistern. Auch die Geschichte selbst beinhaltet Potenzial, wenn auch nicht genutzt, und Schauerelemente.
Für Leser, die noch nicht von anderen Werken des Autors verwöhnt wurden, Liebhaber poetischer und klassiischer Schauerromane sind und sich nicht von logischen Ungereimtheiten beeindrucken lassen, kann ich eine Leseempfehlung aussprechen.
Für alle anderen wird es wohl eher enttäuschend.