Rezension

Dreck auf der Haut, Gestank in der Nase und abscheuliche Hoffnungslosigkeit

MATTHEW CORBETT und der maskierte Rächer -

MATTHEW CORBETT und der maskierte Rächer
von Robert McCammon

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist das Jahr 1703 in dem Problemlöser Matthew Corbett zu New Yorks Vermisstenfällen zählt. Kollege und Freund Greathouse nimmt Matthews Spur auf, welche in die trist-graue Welt von London führt.

"Matthew Corbett und der maskierte Rächer" ist mittlerweile der achte Teil der Reihe um Problemlöser Matthew Corbett, welcher sich vom unscheinbaren Gerichtsdiener zum angesehenen Bürger New Yorks hochgearbeitet hat. Die Romane sind eine fesselnde Mischung aus Krimi, Thriller und historischem Roman, wobei die Nuancen je nach Gegend und Abenteuer variieren.

In der Regel sind die Kolonien von Amerika zentraler Schauplatz der Reihe. Diesmal verfrachtet Autor Robert McCammon die Leser und Leserinnen ins abstoßende London, welches in grauer, trister und brutaler Pracht im Gewand seiner Zeit erscheint.

Das London von 1703 hat einen grausigen Eindruck auf mich gemacht. Noch jetzt, nach Beenden der Lektüre, fühle ich den Dreck auf der Haut, den Gestank in der Nase und sehe die abscheuliche Hoffnungslosigkeit, welche den Londonern im Gesicht geschrieben steht.

Historisch gewandt, verpackt McCammon zahlreiche geschichtliche Details, während die Figuren unaussprechliche Abenteuer bestehen. Zum Beispiel erstaunt es, was es mit Tätowierungen auf sich hat oder wie manche neuartige Medizin ihren Weg in die untersten Kreise nahm.

Der Autor hat kein Mitleid mit seinen Figuren und setzt sie dementsprechend ekelerregenden Ritualen, verstörenden Situationen und haarsträubenden Gefahren aus.

Der Fall, den dieser Teil der Reihe behandelt, ist gefinkelt, führt in verschiedene Gesellschaftsschichten und gibt einen grausamen Blick auf ein erschütterndes Bild der Systematik von Verbrechen frei.

Es gilt geheime Identitäten aufzudecken, Spuren zu folgen, aus verschimmelten Gefängnissen zu entkommen und dabei das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Robert McCammon beschreibt anschaulich, welche Macht im Verbrechen liegt, wie Korruption jede Gerechtigkeit aushebelt und was folgt, wenn vor der Gerechtigkeit die Tür verschlossen wird.

Trotz der ernsten Themen und McCammons erbarmungslosen Stils, schreibt er spitzbübisch und es ist ein wahrer Spaß, durch die Gassen Londons zu streifen. Durchzogen von schwarzem Humor, ausgeklügelten Dialogen und amüsanten Elementen, schafft es der Autor erneut, den Leser beziehungsweise die Leserin an die Seiten zu bannen.

Für mich zählt „Matthew Corbett und der maskierte Rächer“ zu den Prunkstücken der Reihe. Zwar lassen die Schurken grüßen, was mir persönlich meist weniger gefällt, doch aufgrund der Atmosphäre, dem genial ausgearbeiteten Fall und dem unnachahmlichen Repertoire an historischen Anekdoten und amüsanten Einschüben, hat mir dieser Band außerordentlich große Freude gemacht.

Wie es bei Reihen manchmal ist, lässt der Autor die Leser mit einer sanften Gemeinheit stehen, denn am Ende der Geschichte wartet der Anfang des nächsten Falls.

„Er würde sich ausruhen, wenn er zusammenbrach, und keine Minute eher.“ (S. 561)

Somit freue ich mich darauf, wenn es mit Matthew Corbett hoffentlich bald im nächsten Band weitergeht und spreche eine deutliche Leseempfehlung aus.

Die Reihe:
1) Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band I
2) Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band II
3) Matthew Corbett und die Königin der Verdammten Band I
4) Matthew Corbett und die Königin der Verdammten Band II
5) Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter
6) Matthew Corbett in den Fängen des Kraken
7) Matthew Corbett und der Fluss der Seelen
8) Matthew Corbett und der maskierte Rächer