Rezension

Dreht euch nicht um, der Tupilaq geht um

Der Mondmann - Blutiges Eis -

Der Mondmann - Blutiges Eis
von Fynn Haskin

Bewertet mit 5 Sternen

Bei den Inuit an Grönlands südlicher Ostküste bricht Angst aus. Der Tupilaq, ein Mischwesen, halb Walross, halb Wolf, scheint nach vielen Jahrzehnten zurückgekehrt zu sein und tötet drei Menschen auf bestialische Weise. Jens Lerby, ein Kopenhagener Fallanalytiker, wird gegen seinen Willen dorthin geschickt, um den Fall aufzuklären. Lerby ist mit seiner Gesamtsituation unzufrieden, er hasst die Kälte, und er hat kein Verständnis für den Aberglauben der Einheimischen. Aber dann gibt es ein weiteres Opfer des Tupilaq, und Lerby bekommt Unterstützung von der jungen Inuk Pally und deren Großvater, einem Schamanen. Er forscht den wenigen Spuren nach und gerät selbst in tödliche Gefahr.

Schon der Prolog knistert vor Spannung, ein tragisch-brillanter Romananfang. Der Protagonist Jens Lerby benimmt sich so sehr wie ein Idiot, dass er schon wieder sympathisch ist. Man spürt, dass er im Laufe seines beruflichen Lebens in diese Rolle hineingedrängt wurde und sie verinnerlicht hat – obwohl er durchaus gute Ansätze zeigt. Und dann lassen ihn seine Kollegen in Grönland auch noch damit auflaufen. Sehr schön finde ich die nüchtern gehaltenen Schilderungen der Inuit. Man kann sie sich sehr gut vorstellen und sich in ihre einfach strukturierte Denkweise einfühlen.

Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm zu lesen, trotz des eingestreuten Inuit-Vokabulars findet man sich mühelos zurecht. Die Spannung steigt von Kapitel zu Kapitel, und der Humor kommt nicht zu kurz. Auch wenn ich mir das Ende etwas raffinierter gewünscht hätte und einige Fragen offenbleiben, bin ich von dem hinter allem hindurchschimmernden Idealismus des Autors restlos überzeugt. Ich würde mich über eine Fortsetzung dieses Romans sehr freuen.