Rezension

Eisige Spannung in ungewohntem Setting

Der Mondmann - Blutiges Eis -

Der Mondmann - Blutiges Eis
von Fynn Haskin

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Thriller, der in Grönland spielt – das liest man nicht alle Tage! Die harsche Umgebung des ewigen Eises spielt eine tragende Rolle in Fynn Haskins Thriller „Der Mondmann – Blutiges Eis“ und bietet dadurch neben Spannung auch interessante und ungewohnte Einblicke in eine ganz andere Lebenswelt. Kleinere Schwächen kann man diesem spannenden Setting durchaus verzeihen.

 

Jens Lerby ist ein meist schlecht gelaunter alternder Polizist, der mit seinem Leben weder auf beruflicher noch auf professioneller Ebene so recht zufrieden ist. Dabei weiß er als Ermittler genau, was er tut. Als er vom heimischen Dänemark nach Grönland beordert wird, um einen blutigen Dreifachmord aufzuklären, ist er alles andere als begeistert. Vor Ort stellt er schnell fest, dass unter den Inuit einiges an Aberglauben kursiert und er mit seinen konventionellen Methoden und dem Kopf durch die Wand nicht weiterkommt. Er muss sich anpassen an eine Lebenswelt, in der Tradition auf Moderne prallt: Autoritäten wie der örtliche Schamane werden geschätzt, zugleich sind die Nachwirkungen des Kolonialismus in Form sozialer Probleme und Alkoholismus noch deutlich zu spüren. Lerby beginnt so etwas wie Verantwortung für sein eigenes Land zu übernehmen, als ihn die junge Pally, die ihm bei den Ermittlungen hilft, mit diesen Themen konfrontiert.

 

Die Aufklärung des Verbrechens erweist sich derweil als geradezu aussichtslos: Die Leichen türmen sich nur so, und die ungnädige Eiswüste rings um die Siedlung verwischt viele Spuren und macht Ausflüge zu Tatorten und das Folgen vielversprechender Hinweise zu einer Todesfalle. Lerby und Pally werden immer wieder mit der Möglichkeit konfrontiert, dass etwas Übernatürliches, ein Dämon der lokalen Legenden, seine Finger im Spiel haben könnte. Dadurch wird eine bedrohliche und teils klaustrophobische Atmosphäre erzeugt, die eine echte Stärke des Romans ist. Zugleich ist das Ermittlungsgeschehen kein echter Spannungsträger, denn es tritt hinter den ausführlichen Schilderungen der Umgebung, Gesprächen mit Einheimischen und manch gefahrvoller Situation im Schnee zurück: Es gibt kaum Verdächtige und wenig Hinweise, sodass die Auflösung zum Schluss eher mit den Schultern zucken lässt – Mitermitteln während dem Lesen ist kaum möglich.

 

Für Ermittlungswütige nicht ganz das richtige Buch, dafür aber ein unheimlich atmosphärischer Roman, der ordentlich Spannung mitbringt und Einblicke in eine ganz andere Welt bietet. Lesenswert, nicht nur für Winterbegeisterte.