Rezension

Drei Bücher in einem -eins so spannend wie das nächste

12 Stunden Frist - Mara Laue

12 Stunden Frist
von Mara Laue

Bewertet mit 5 Sternen

Wie jeden Samstag arbeitet Manfred Thaler in seiner Firma, als ihn der Anruf seiner Frau erreicht.

Seine kleine Tochter wurde entführt. Die Entführer haben einen Brief mit ihren Bedingungen hinterlassen. Manfreds Firma vermarktet das Computerspiel TRENIGMARIS. Dieses Spiel soll er in 12 Stunden gewinnen, sonst wird seine Tochter sterben. Dabei muss er vor dem häuslichen Computer sitzen und die Kamera eingeschaltet haben.

Die Autorin hat das gleiche Thema in drei unterschiedliche Literaturformen verpackt. Im Buch befinden sich der Langroman, der Heftroman und die Kurzgeschichte. In jedem Teil wird der Sachverhalt aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.

Im Langroman steht Manfred Thaler im Mittelpunkt, der Heftroman ist aus der Sicht der Entführer geschrieben und die Kurzgeschichte hat einen Ich-Erzähler. Das ist Ricky Schäfer, die Entwicklerin des Computerspiels.

Ich habe als erstes den Langroman gelesen. Obwohl in allen drei Teilen die gleichen Protagonisten vorkommen, musste ich nach der Beendigung des Buches manche meiner Vorurteile, die der Langroman hinterließ, korrigieren. Durch die dreiteilige Darstellung erfahren die psychologische Durchdringung der Darsteller und die Analyse ihrer Motive eine ungeahnte Tiefe. Um das nachvollziehen zu können, muss man das gesamte Buch gelesen haben. Gleichzeitig gilt aber auch, dass das Lesen eines Teiles genügt, um das gesamte Geschehen einmal vollständig erfasst zu haben.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich vor allem auf den Langroman, können aber an den meisten Stellen Eins zu Eins auf die beiden anderen Teile übertragen werden.

So spannend, wie die Handlung beginnt, setzt sie sich fort. Als Leser fiebert man nicht nur mit Manfred, man fragt sich, genau wie er, was das Ganze soll. Dazu muss man wissen, dass er öffentlich wiederholt verkündigt hat, das Spiel überhaupt nicht zu beherrschen. Das war kein Werbegag, sondern das ist eine Tatsache. Außerdem ist bekannt, dass bisher niemand das Spiel zu Ende brachte.

Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell gefesselt. Dazu beigetragen hat neben der vielschichtigen Handlung, in der gekonnt neue Verdächtige und Motive offenbart wurden, die besondere Machart des Computerspiels. Ausgehend von einem zufälligen Startpunkt sind Logik und Allgemeinwissen gefragt. Die Quizfragen sind von hohem Niveau.

Der Schreibstil unterscheidet sich in allen drei Teilen punktuell. Das hängt mit dem verschiedenartigen Blickwinkel zusammen. Ein besonderes Stilelement ist die Tatsache, dass die Charakterzüge der Protagonisten erst nach und nach während ihres Handelns offengelegt werden. Rückblicke in die Vergangenheit verdeutlichen insbesondere die komplexen und widersprüchlichen Beziehungen der handelnden Personen.

Im Anhang erklärt die Autorin, wie es zu diesem außergewöhnlichen Buch kam.

Das blau gestaltete Cover symbolisiert einerseits die Welt des Computers und zeigt andererseits ein Abbild des Spieles.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das Experiment, auf das sich die Autorin eingelassen hat, ist meiner Meinung nach erstklassig gelungen.