Rezension

Drei Leben

Drei Leben lang - Felicitas Korn

Drei Leben lang
von Felicitas Korn

Drei Leben lang – Felicitas Korn

Drei Leben, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist der 14-jährige Michi, der sich nach dem Unfalltod der Eltern um seine kleine Schwester kümmern muss und alles tut, um zu verhindern, dass sie getrennt werden. Dann King, tief im Drogensumpf steckend und ständig in illegale Geschäfte verwickelt. Und Loosi, der gegen seine Alkoholsucht ankämpft und jemanden sucht, den er lieben kann.

Die drei Handlungsstränge laufen getrennt nebenher, bis ganz zum Schluss. Jede dieser Geschichten ist für sich spannend, obwohl mich der ständige Wechsel doch etwas im Lesefluss gestört hat. Alle drei bewegen sich am Rande der Gesellschaft und drohen ständig abzustürzen. Dazu passt die Sprache, die mir persönlich teilweise etwas zu derb war, aber natürlich absolut authentisch zu einem Drogensüchtigen passt. So ist das Ganze durchaus gut geschrieben und der Leser fiebert mit, ob die Protagonisten die Kurve kriegen. Ab der Mitte des Romans fragt man sich aber dann doch, wie denn das wohl alles zusammenhängen mag.

Tatsächlich wird erst im Epilog aufgeklärt, wie diese drei Leben zusammenhängen. Und auch dann musste ich dieses abschließende Kapitel, gerade dreieinhalb Seiten lang, zweimal lesen, um zu verstehen, was da offenbart wird. Dann ist es tatsächlich ein Knaller, der den ganzen Roman in neuem Licht erscheinen lässt. Es ist eines jener Bücher, die den Leser weniger während der Lektüre beschäftigen als vielmehr hinterher. Nach Beendigung des Romans begann mein Gedankenkarussel zu kreisen und ich rekapitulierte die komplette Handlung noch einmal. Wirklich berührend und ergreifend, aber erst im Nachgang. Tatsächlich kam mir diese Auflösung etwas zu spät. Ein bisschen fühle ich mich an der Nase herumgeführt, obwohl die Konstruktion dieses Werkes eigentlich doch ziemlich genial ist.

Insgesamt ein toller Roman, der mich persönlich aber trotzdem nicht ganz überzeugen konnte. Ich hätte mir gewünscht, dass man schon etwas früher zumindest eine Ahnung bekommt, worauf die Geschichte hinauslaufen könnte.

3 Sterne