Rezension

Du bist wer du bist

Sierra Clara -

Sierra Clara
von Karin Eger

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch was mich durch die vielen Facetten und Ereignisse unheimlich berührt und mitgenommen hat. Äusserst gelungen.

Als Clara 6 Jahre ist zieht sie mit ihrer Mutter zurück in den Schwarzwald,  nach Wiesenberg. Doch recht schnell ist Clara und ihre Mutter das Gespräch in dem kleinen Dorf- denn Clara ist "dunkel wie Kakao und Milch" und ihre Mutter alleinerziehend, vom Vater fehlt jede Spur. Doch nicht nur Clara muss ihren eigenen Weg finden, sondern auch ihre Mutter. Beide haben mit Vorurteilen und den bösen Geistern der Vergangenheit zu kämpfen...

" Doch hinter so manchem weißen Vorhang hatte es immer Leute gegeben, die uns beobachteten, die darauf warteten, dass wir scheitern würden. Wir konnten uns noch so verbiegen, wir würden nie in ihre geordneten Verhältnisse passen." (Seite 236)

Hier kommt auf jeden Fall ein Highligt was viele, wichtige Themen anspricht die heute präsenter kaum sein können.

Der Schreibstil hat mich umgehend eingenommen, er ist ruhig, zauberhaft, bilderhaft und schmerzt. Die Autorin versteht Gefühle ebenso zu beschreiben wie die Landschaft die uns umgibt. Wir springen zwischen den Zeitzonen hin und her, mal ist Clara die Person die erzählt und weitergibt, mal ihre Mutter Sabine. Doch mit den Sprüngen und Erzählungen bin ich nie durcheinander geraten denn sie alle ergeben einen Sinn, ergeben ein Bild.

Clara ist 6 Jahre als sie mit ihrer Mutter in ein keines Dorf zieht, weg von München und allem was dort passiert ist. Doch auch in dem kleinen Dorf ist es gar nicht so leicht Anschluss zu finden, gerade wenn man alleinerziehend ist und dann noch ein Kind hat welches dunkel wie "Kakao und Milch" ist. Doch, und das fand ich so bemerkenswert, das zählt bei einigen im Dorf nicht. Und immer wenn sich jemand über Clara und ihr Äusseres wundert und einen dummen Satz vom Stapel lässt so gibt es eine gut gekonnterte Antwort. Offenheit kann so einfach sein!

Das Dorf ist eine eigene Welt, das lernen wir als Leser sehr schnell kennen. Und viele wird unter den Teppich gekehrt, es wird geschwiegen, verschwiegen, weggesehen. In einem Dorf, wo die Gemeinde eher zusammenhält, ist das noch erschreckender und schmerzhafter. Und es geht um Themen denen man heute, gerade als Frau, noch überall begegnet. 

Nicht nur Sabine die als fröhliche Frau ihren Job macht und von Männern angegrapscht, betascht und blöd angemacht wird, verletzend und unter der Gürtellinie. Die alten Linien- such dir doch einen Mann dann hast du ausgesorgt und es sieht nicht "so schlimm aus wenn du mit einem dunkelhäutigen Kind da stehst". Es wird erwartet dass man als Frau hier zustimmt und womöglich noch Applaus klatscht, dabei merkt man beim lesen sehr schnell was Sabine alles alleine ausgestanden hat. Auch wie mutig sie ist ihren Weg, zusammen mit Clara, zu gehen.

Clara hingegen fühlt sehr oft eine innere Leere. Sie möchte mehr über ihren Vater wissen, aber ihre Mutter schweigt sich aus. Auch muss Clara immer beweisen dass sie mehr kann, dass sie gut deutsch spricht, dass sie etwas leisten mag. Ihre Leidenschaft für das Fussballspielen finde ich toll eingebunden.

Clara möchte ihren Weg gehen, kann nicht still sitzen, möchte ihren Vater finden, will einfach enien Weg für sich haben, Gewissheit. All dies verpackt die Autorin so gefühlvoll und ohne Kitsch in ihrem Buch "Sierra Clara". Ein Buch gegen Vorurteile, für mehr Power und Gleichberechtigung ohne zu übertreiben. Über Themen die noch heute aktuell sind, die sich eigentlich verschlimmert als positiv verändert haben, die aber verändert werden müssen. Ein Buch über zwei Frauen die eigentlich nur das Gleiche finden möchten und unglaublich stark sind.