Rezension

Düster aber sehr fesselnd

The Doll Factory - Elizabeth Macneal

The Doll Factory
von Elizabeth Macneal

Bewertet mit 5 Sternen

Unglaublich spannend und düster. Man fühlt sich in das London von 1850 perfekt eingefügt.

London 1850. Die Zwillingsschwestern Rose und Iris arbeiten bei der strengen Mrs. Salters im Haus der Puppen. Jeden Tag stellen sie verschiedene Puppen her und sind ihrer Arbeit müde. Doch Iris hat andere Pläne – sie möchte unbedingt malen, was erleben, was erreichen. Ihre Schwester Rose hingegen möchte lieber bei Mrs. Salters bleiben. Doch Iris erhält durch den jungen Künstler Louis ihre Chance die sie nutzt, sehr zum Missverständnis ihrer Eltern und Rose… und ihrem heimlichen Verehrer der sie unbedingt besitzen möchte…

Was mich in diesem Buch erwartet war mir nicht ganz klar, aber jetzt muss ich sagen dass mich diese Geschichte absolut gepackt hat, ein gekonntes Highlight im Lesejahr 2020.

Natürlich fällt das Cover sofort ins Auge, es ist nobel, sehr schön anzusehen und zu berühren, spielt hier auch, für mich, gekonnt auf die Geschichte an.
Der Schreibstil ist zu Beginn etwas ruhig, man findet sich in London 1850 ein und ist erstmal an der Seite von den Zwillingsschwestern Rose und Iris. Nach gut 100 Seiten zieht die Geschichte aber an und ab da war  es fast unmöglich das Buch auf die Seite zu legen!

Eine sehr bildhafte Beschreibung lässt uns durch das London von 1850 streifen. Wir riechen Schmutz, Dreck, die versifften Gossen, die ungewaschenen Leute. Wir sehen den Reichtum hier und da hervor blitzen, wir sind mit armen Kindern auf der Straße um wenigstens etwas Geld zu verdienen, man hat beim Lesen immer das Gefühl man hat selbst den ganzen Schmutz am Körper. Hier ein großes Lob.

Rose und Iris, Zwillinge und doch in ihrem Wesen so unterschiedlich. Rose, die früher begehrt und die Schönere von beiden war, ist nach einer Krankheit eher „entstellt“ und hat sich komplett zurückgezogen. Iris hingegen möchte leben und malen, ist immer im Zwist mit ihren Gefühlen zu ihrer Schwester Rose. Diese Zerrissenheit bringt die Autorin sehr gekonnt an den Leser heran.

Aber auch der Junge Albie erhält seinen Platz, der kämpft mit allen Mitteln gegen die Armut, dass er mit seiner Schwester ein besseres Leben aufbauen kann und beim Lesen merkt man doch sehr schnell wie tief unten beide angekommen sind. Dies ging mir beim Lesen oft sehr ans Herz und ich bewunderte Albie für seinen Mut und seinen Optimismus. Beide Kinder stellen hier die Armut und das harte Leben in London vor.

Mit dem Silas, der nach Kundenwunsch, Präparate anfertigt, kommt ein düsterer und oft sehr verabscheuender Protagonist ins Spiel. Bei ihm hatte ich des öfteren Gänsehaut und auch sein Beruf macht ihn nicht unbedingt sympathischer. Er ist verbissen, in seinen Launen sehr schwierig und man weiss nicht was man von ihm halten soll.

Louis als Künstler möchte mit seiner neuen Gilde „Die Fabrik. PRB“ im Kunstbereich neue Wege gehen, die nicht immer leicht sind. Er ist eher der Lebemann in diesem Buch, unbekümmert, aber beherzt und von seinem Tun überzeugt, hat aber ebenso das ein oder andere Geheimnis welches auch mit Iris in Berührung kommen wird.

Das Buch war nicht immer leicht zu lesen denn die Autorin packt, wie schon gesagt, die Umstände von 1850 mit den Protagonisten in eine sehr spannende, aufregend neue Zeit, die aber auch düster, verkümmert und dreckig ist. Mit Silas werden viele ihre Probleme haben, für mich passt er trotzdem oder gerade deswegen sehr gut ins Bild.

Ein Buch welches aufzeigt wie schwer es damals Frauen fiel einen eigenen Weg gehen zu dürfen, schon gar nicht unverheiratet und kinderlos. Dass es Mut braucht um für seine Träume einzustehen und man hier und da auch gewissen Leuten und Dingen entsagen muss.

Mich konnte The Doll Factory absolut in seinen Bann ziehen und ich spreche daher eine Leseempfehlung auf jeden Fall aus!