Rezension

düster, schwer, wichtig, gut, intolerant ...

War’s das jetzt? -

War’s das jetzt?
von Holly Bourne

Bewertet mit 3 Sternen

Ich weiß, dass das nicht so spaßig ist, wie es aussieht – ich habe ein ganzes Buch darüber geschrieben, dass es weniger spaßig ist, als es aussieht.

Seite 25

 

Inhalt

 

Tori hat ein Buch geschrieben, warum es ätzend ist in den 20igern zu sein und die Leute lieben es. Doch das ist schon ein paar Jahre her und Tori ist sich gar nicht sicher, ob sie noch die Person aus dem Buch ist, die starke Frau, die weiß was sie will und die ihren Partner bis zur Unendlichkeit liebt. Denn eigentlich ist Tori ziemlich oft sauer auf Tom. Aber dann eben auch schnell nicht mehr. Und was ist überhaupt genau diese Liebe? Und was ein perfektes Leben? Während um sie herum ihre Freundinnen heiraten und Tori das Gefühl hat festzustecken, ihre Fans ein neues Buch verlangen, wobei in Toris Kopf doch nur Chaos herrscht – inmitten des Lebens, versucht Tori sich selbst zu finden. Und das ist gar nicht so leicht.

 

Meinung

 

Der Klappentext dieses Buches hat mich sehr angesprochen und ich mag Holly Bourne noch vom ersten Band der Spinster-Bücher. Der Einstieg in die Geschichte war schnell gefunden und die Fronten waren auch sehr schnell klar. Tori erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht, dann ist da ihr fester Freund Tom, ein Journalist mit dem sie seit 6 Jahren zusammenlebt und Bree, ihre beste Freundin und Grundschullehrerin.

 

Weil das Leben nämlich kein Malen nach Zahlen ist.

Seite 10

 

Tori hat vor Jahren versucht sich selbst zu finden und hat dann über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben, was wahnsinnig eingeschlagen ist. Sie hat gutes Geld verdient und lebt noch immer davon. Das Buch erzählt über ihren Alltag, besonders über ihre Beziehung mit Tom, die schon seit einer Weile nicht mehr so rosig ist, wie am Ende ihres Bestsellers. Doch Tori hält die Fassade aufrecht aus verschiedenen Gründen, manche nachvollziehbar, manche eher Schwierig. Selbst ihren Eltern und ihrer besten Freundin gegenüber ist da sehr viel Fassade. Manchmal hätte ich sie wirklich gerne geschüttelt und manchmal konnte ich auch einfach verstehen was sie da tut.

 

Mein Freund liebt meine Katze mehr als mich.

Seite 17

 

Das Buch liest sich sehr gut, hier und da gibt es aber auch Längen, weil viel in Toris Kopf passiert, ohne das die Handlung wirklich vorangeht. Es passiert nicht viel, aber was passiert, löst immer einiges bei ihr aus und damit füllen sich die Seiten. Tori war mir nicht direkt unsympathisch, aber ich fand ihre Art schwierig, weil sie sich zum einen viel mit anderen Frauen und Menschen allgemein vergleicht und gleichzeitig aber wahnsinnig verurteilend ist, egal ob es um Religion, Identitäten oder Lebensweisen geht. Sie hat eigentlich über alles, eine schlechte/lästernde Meinung.

 

„Von mir kannst du dir diesmal keine seelische Unterstützung erwarten.“

„Aber vielleicht Wein?“

Seite 46

 

Tori ist unglücklich in ihrer Beziehung, schafft es aber nicht sich von Tom zu trennen, findet immer wieder gute Dinge an ihm. Am Anfang fand ich das noch gut, weil man ja schon kämpfen sollte. Aber irgendwann wird es wirklich ungesund und es kamen wieder diese Momente, wo ich sie gerne geschüttelt hätte. Tori wirkt manchmal super weltfremd und lässt sich dann lieber voll laufen, anstatt die Dinge anzufassen.

 

Holly Bourne hat eine absolut einzigartige Art Bücher zu schreiben. Sie ist schonungslos offen und ich liebe das! Und ich werde auch gerne mal schockiert oder mit Dingen konfrontiert, die mich aus meiner Komfort Szene holen. Aber hier war es zu stellenweise einfach viel. Besonders was Sex angeht, war es einfach viel zu viel und bei der Couch-Szene musste ich das Buch wirklich weglegen, weil es mich so heftig geschockt hat.

 

Weil das Leben nämlich kein Malen nach Zahlen ist.

Seite 10

 

Tori und Bree möchten ein Anrecht darauf anders sein zu dürfen. Okay. Aber sie erlauben anderen auch nicht so zu sein, wie sie sein möchten. Dann lasst die Mütter doch exzessive Babypartys feiern, ist doch okay! Aber Tori verurteilt wirklich in diesem Buch alles und jeden. Sollte man nicht die Menschen einfach ihr Ding machen lassen und sich um seinen eigenen Kram kümmern? Man muss ja nicht so leben, wie andere und man muss es auch nicht gut finden. Aber ich finde nicht, dass sie das Recht hat sich derartig gehässig und abwertend zu äußern. Ich verstehe Babypartys ja auch nicht, aber das ist doch kein Grund Frauen, die es nun mal mögen derartig abzuwerten.

 

Mit heruntergeschluckten Worten kann man genauso viel Schaden anrichten, wie mit ausgespuckten.

Seite 106

 

Das Buch hat mich runtergezogen. Es hat mir im Magen gelegen und mich traurig gemacht. Es hat mir aber auch gezeigt, dass es für mich zwar auch nicht so leicht ist, 30 zu werden, aber bei weitem nicht so schlimm, wie es für Tori ist. Es hat mir Aha-Erlebnisse und „Ja, genau so ist es“-Momente geschenkt. Es hat mir in Bezug auf Handy Konsum und Instagram einen totalen Spiegel vorgehalten, was sich richtig gut fand. Dieses Buch ist anders und wir brauchen andere Bücher. Ich bin froh, dass ich es gelesen habe. Aber ich brauch jetzt auch einen Disney Film um aus dieser Stimmung rauszukommen!

 

Lieber verloren als gefangen.

Seite 26

 

Fazit: Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich dieses Buch bewerten soll, denn ja, es war gut, so so so gut. Aber es war auch richtig negativ und schwer. Trotzdem ist es ein wichtiges Buch, in dem wichtige Themen angesprochen und Dinge aufgezeigt werden, die man wirklich zwischendurch auch mal sagen muss. Aber es wurde auch viel gesagt, was nicht hätte sein müssen, wo die verlangte Toleranz mal lieber selber hätte ausgelebt werden sollen, anstatt lästernd zu verurteilen.